Freitag, 18. Februar 2011

Satanisten in der SS

Ein "kleiner esoterischer Kreis in der SS", der Mythos "Neuschwabenland", Fantasy-Romane und der Satanismus

In Luzern in der Schweiz lebt ein Markus Wehrli, der sich öffentlich als Satanist bekennt und der die Fernsehberichte über ihn auf seiner eigenen Youtube-Seite stolz ins Netz gestellt hat. Er nennt sich "Prior Satorius", als der er in der Schweiz den "schwarzen Orden von Luzifer" gegründet hat und leitet. Er hat auch einen Internetblog. Ihm nun wird im Netz der folgende Text zugeschrieben (unter anderem offenbar von Seiten eines Winfried Sobottka, der sich ebenfalls sehr kritisch - und mit zum Teil interessanten Verweisen - mit dem Einfluß des Satanismus in der Politik und Justiz beschäftigt, dessen Person insgesamt kritisch einzuordnen aber an dieser Stelle zu weit führen würde). In diesem Text von Markus Wehrli heißt es:

"Die Schwarze Sonne ist das Symbol eines kleinen, aber einflußreichen esoterischen Schutzstaffelkreises, dessen Verbindungen über die ganze Welt laufen. Eine der wichtigsten Verbindungen geht nach Tibet zu den Gelbmützenlamas und zu der Schwarzmützensekte. Obwohl Himmler über diese Dinge einigermaßen informiert war, gehörte er diesem Kreis, dem er seinen Schutz gab, nicht an ..." Diese Sätze aus Wilhelm Landigs Roman "Götzen gegen Thule" weckten vor über zwölf Jahren mein Interesse an den okkulten Mythen des "Ordens der Schwarzen Sonne", denn etwa um dieselbe Zeit bestätigte die berühmt-berüchtigte Satanspriesterin Ulla von Bernus ihrer damaligen Schülerin Morrigan - meiner richtigen Schwester! - die Existenz eines solchen Ordens, der sehr gute Kontakte und Verbindungen mit tibetanischen Grünkappen-Lamas gehabt haben soll. 

Zwar hat Wilhelm Landig inhaltlich ähnliches in seinem Roman "Götzen gegen Thule" (1) tatsächlich geschrieben (etwa 1, S. 187). Das hier gebrachte Zitat ist aber entnommen dem zweiten Roman "Wolfszeit um Thule" (2, S. 28).

Von Rudolf Steiner über die Satanistin Ulla von Bernus zu SS-Mann Wilhelm Landig - eine "saubere" Gesellschaft

Jedenfalls sind das zunächst sehr viele Informationen auf einmal für Leute wie uns hier, die sich mit all dem noch nie beschäftigt haben. Aber Informationen, die deshalb Interesse wecken, weil wir hier auf dem Blog schon - zugegebenermaßen zunächst recht "blindwütig" - Verbindungen von "E. R. Carmin" (d.i. wohl Ralph Tegtmeier), Autor des Buches "Das schwarze Reich", zur Rotmützen-Sekte nach Tibet vermuteten. Ulla von Bernus (1913-1998) (Spinx-Suche) gilt nun als die bedeutendste Schwarzmagierin Deutschlands, ist wegen Mordes verurteilt worden und ist die Tochter eines guten Freudes von ... ach ne: Rudolf Steiner gewesen. (... Warum man bloß immer wieder auf dieselben stößt ...?)

Wewelsburg: Ort für Ritualmorde
Wilhelm Landig (1909-1997) (Wiki) ist ein mindestens ebenso langes Thema. Dieser Wiener war SS-Mann und hat nach dem Krieg behauptet, die SS hätte Flugscheiben entwickelt, mit denen führende Persönlichkeiten des Dritten Reiches sich nach 1945 in die Antarktis abgesetzt hätten, um dort ihren Kampf gegen die Freimaurerei fortzusetzen. Nach 1945 hat er in Wien um sich eine Loge, die "Landig-Loge", gesammelt. Den Quatsch von "Neuschwabenland" in der Antarktis hat man bislang immer für hochgradigen Quark gehalten. Wenn man aber unterstellt, daß dieser Wilhelm Landig Okkultgläubiger war und als solcher gerne metaphorische "Fantasy"-Romane schrieb, dann könnte es sinnvoll sein, diesen ganzen Quark sich doch auch noch einmal etwas genauer anzuschauen. (Antarktis und Eismagie - hat das vielleicht auch etwas miteinander zu tun ...?)

Grün-, Gelb-, Rot- oder Schlafmützen - das ist hier die Frage ...

Schließlich stößt man während der Recherchen auch auf die Tatsache, daß die berühmt-berüchtigte Thule-Gesellschaft heute noch immer munter fortbesteht (Thule-Gesellsch) und auf ihrer Netzseite genau jenen kulturell-völkisch-weltanschaulichen Mix propagiert, der in seiner Lagerung dem "Zentrum" des okkulten Hintergrundes des Dritten Reiches, bzw. seiner okkult verblödeten Führer, wohl sehr nahe kommen dürfte. (So etwa auch, was die Kunst während des Dritten Reiches betrifft.) Doch folgen wir zunächst weiter Wehrli:

Landig spricht zwar von buddhistischen Gelbmützen-Lamas, in Wirklichkeit meinte er jedoch die Grünmützen, wie Ulla von Bernus meiner Schwester hoch und heilig versicherte. Aufhorchen ließ mich dabei die Tatsache, daß Ulla Von Bernus eine langjährige persönliche Bekannte des ehemaligen SS-Offiziers Wilhelm Landig war. Ulla von Bernus verbrachte in den dreißiger Jahren über fünf Jahre in Tibet, um bei den Bön-Po die Schwarzen Künste zu studieren. Diesen Grünkappen-Lamas werden die unglaublichsten schwarzmagischen Fähigkeiten nachgesagt, so sollen einige Lamas sogar fähig sein, ihre Feinde innerhalb von wenigen Minuten mit einem Fluch zu töten ...
Totenkopfring der SS - satanistisch

Na, das muß natürlich einen Satanisten wie Wehrli beeindrucken, diese "unglaubliche" Fähigkeit. Im weiteren wird in dem Text unterstellt, daß Karl Maria Wiliguth (1866-1946) (Wiki), ein Mitarbeiter von Heinrich Himmler, in satanistischen Richtungen dachte, was man so konkret in "Das schwarze Reich" und anderswo noch nicht gelesen hatte, was aber einem von einem Satanisten geschriebenen Buch wie "Das schwarze Reich" in der Tat erst seinen eigentlichen, tieferen Sinn geben würde:

Wiligut bezeichnete Baphomet als ewigen Weltenbaumeister und 3. Logos der Lenkung ...

/Zitatende / ... etc. bla bla, bla bla. (Wiliguth soll übrigens unter anderem auch den Totenkopfring der SS entworfen haben - siehe Abb. links -, der natürlich überhaupt nicht satanistisch aussieht.) Und später im Text heißt es dann irgendwann:

... Loki ist Got!

Satanistische Anknüpfungspunkte in der germanischen Mythologie

Ja, ja, ... Nächte auf der Wewelsburg

Na klar, mit der Figur des Loki hat man - neben dem Gott Odin - den satanistischen Anknüpfungspunkt in der germanischen Mythologie ... Daß Heinrich Himmler "nicht ganz von dieser Welt war", haben ja viele beobachtet (General Guderian etwa). Aber alles erscheint noch einmal in einem ganz anderen Licht, wenn man mit Landig unterstellt, daß es in der SS "einen kleinen aber einflußreichen esoterischen Kreis" gegeben hat, über den Himmler einigermaßen informiert war, ohne ihm anzugehören (...  übrigens eine beliebte Konstellation ...), und der Verbindungen über die ganze Welt, insbesondere nach Tibet gehabt hätte. Der vorgab, die Freimaurerei zu bekämpfen, und dessen sozusagen "dunkelstes" Geheimnis der Satanismus war. All das klingt zunächst zu plausibel und paßt zu sehr zu allem, was man sonst so weiß und zu vermuten geneigt ist, als daß man es sich leisten könnte, diesen Zusammenhängen nicht weiter nachzugehen.

Schon der Masseur Himmlers, Felix Kersten, ließ 1952 seine Tagebücher über Gespräche mit Himmler veröffentlichen, in denen er Himmler unterstellte, mit der SS eine "Gegenloge" gründen zu wollen, was Himmler freilich angesichts der dezidierten Logenfeindlichkeit in der damaligen deutschen Öffentlichkeit auch seinem Masseur gegenüber - natürlich - abstreiten mußte (3, S. 30).

Die SS als "Gegenloge" gegen die Freimaurerei

Und wer würde denn wagen zu behaupten, daß sich solche Kreise nach 1945 ganz von selbst in Luft aufgelöst hätten? Zumal viele Überlebende rituellen Mißbrauchs von Ritualen auf der Wewelsburg berichten, u.a. durchgeführt durch eine "Odin-Loge", zu der die Opfer u.a. mit Hubschraubern eingeflogen wurden - ? Zumal sich die SS-Arbeit und ihre Seilschaften, wie wir heute wissen, fortsetzte im CIA, im BND, im BKA, im Bundesamt für Verfassungsschutz, im "Spiegel", in der "Zeit", im Institut für Zeitgeschichte (- etwa beim unkritischen Interviewen und Rezipieren des dritten Mannes hinter Himmler und Heydrich, nämlich: Werner Best), im Bundesjustizministerium, im Auswärtigen Amt .... 

Werner Best wäre nicht okkultgläubig gewesen?

Werner Best wird oft auf der Wewelsburg im Gruppenführer-Saal geweilt haben. Wer weiß es denn wirklich, ob nur vor 1945? Und unter Berücksichtigung der okkulten Hintergründe hält man es inzwischen für plausibler - was man zunächst für Humbug abtat -, nämlich daß SS-Führer während der entscheidenden Vernehmung von General von Fritsch während der Blomberg-Fritsch-Krise von 1938 im Nebenraum sich versammelt haben sollen, um okkult-magische Kräfte auf den General zu konzentrieren, auf daß er endlich die "Wahrheit" sagen würde über die ihm von der Gestapo unterstellte Homosexualität (siehe Tobias/ Sturz der Generäle). Bei solchen Zeremonien erwarb Best wohl das Selbstbewußtsein, dem General von Fritsch, anbiedernd ein Vier-Augengespräch als Gestapo-General von "Kamerad zu Kamerad", von "General zu General" (!!!) anzubieten (siehe Tobias/ Sturz der Generäle). Werner Best also, der oberste intensiv mit dem Fall Fritsch befaßte Gestapo-Dienstgrad, sollte nicht dabeigewesen sein, bzw. diese okkulte "Session" im Nachbarraum nicht sogar befohlen haben?

Schwarze Magie als Zwischenstufe zur weißen Magie

Zu all dem muß man noch wissen, daß Satanisten zwischen weißer und schwarzer Magie unterscheiden, sich dabei aber bewußt sind, daß sich beide der gleichen Werkzeuge, Mittel und Methoden bedienen. Mit so einem Humbug kann man natürlich okkult Verblödeten erzählen, schwarze Magie sei zwar unmoralisch, aber sie könne in weißer Magie enden, wenn man nur weit genug in der Loge aufsteige. Auch die Thule-Gesellschaft, der Germanen-Orden und die anderen okkult-verblödenden, völkischen Logen werden ihren Logenangehörigen - je nach Aufnahmebereitschaft - erzählt haben, sie würden die weiße Magie gegen die sonst in der Freimaurerei praktizierte schwarze Magie setzen etc. pp. bla bla, bla bla, Odin gegen Jehowa etc. pp. bla bla, bla bla. Man müsse aber zuvor noch ein paar Kinder umbringen und essen, bla bla, bla bla ... Und gen Ostland reiten und - leider, leider! -  das "schwere Werk" auf sich nehmen und noch ein paar hunderttausend Untermenschen - wie Deutsche, Polen, Juden und Russen - erschießen ... Gestärkt von den Ritualen in der Wewelsburg, und gestärkt im Geiste den Weltherrschafts-Speer Odins mit sich führend, der der weißen Magie in letzter Instanz zum Sieg verhelfen wird gegen die "Zombifizierung" durch die Neue Weltordnung der Wallstreet etc. pp. bla bla, bla bla.

Kein Zweifel: Der Schoß ist fruchtbar noch, sehr fruchtbar, aus dem all das kroch. Das Morden im Namen Odins (... Luzifers, Satans, Saturns ....) wird weiter gehen, so lange sich die Öffentlichkeit und die Medien so halbherzig dagegen aussprechen, wie dies seit Jahrzehnten geschieht.



(überarbeitet 12.4.11)

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  1. Landig, Wilhelm: Götzen gegen Thule. Ein Roman voller Wirklichkeiten. Hans Pfeiffer Verlag, Hannover 1971 (frei zugänglich auf Scribd)
  2. Landig, Wilhelm: Wolfszeit um Thule. Volkstum-Verlag, Wien 1980
  3. Kersten, Felix: Totenkopf und Treue. Heinrich Himmler ohne Uniform. Aus den Tagebuchblättern des finnischen Medizinalrats Felix Kersten. Robert Mölich Verlag, Hamburg 1952

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