Donnerstag, 24. Dezember 2009

Weihnachten lädt zum Volldusel ein

Das Schönreden der gegenwärtigen Lage ...

Horst Opaschowski, Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg, Fachgutachter für die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Berater der Bundesregierung und des Bundespräsidialamtes, sowie Gründer und Leiter des B·A·T Freizeit-Forschungsinstituts (!) kommt - unter anderem - zu folgender, schönklingenden Einschätzung der gegenwärtigen Situation unserer Gesellschaft (--> pdf., über Detlef Kahrs von der Xing-Gruppe "Prinzip Verantwortung":
Rückkehr der Verantwortung

Ein Wandel vom bowling alone zum bowling together, eine Wiederentdeckung des Gemeinsinns kündigt sich an im Sinne von mehr Gemeinsamkeit und weniger Egoismus. Damit kündigt sich der radikalste Wertewandel seit dreißig Jahren an: Die Rückkehr der Verantwortung als Antwort auf Verunsicherungen und Vertrauensverluste. Verantwortungsbereitschaft hat wieder eine größere Bedeutung als Durchsetzungsvermögen und wird zu einem der Schlüsselbegriffe für die Zukunft: Gemeint ist die Verantwortung für einander, für die Umwelt und für das Wohl der kommenden Generationen.
Die Phrase vom "Bowling Alone" ("allein Kegeln") bezieht sich auf eine wichtige Veröffentlichung des amerikanischen Sozialwissenschaftlers Robert D. Putnam "Bowling Alone - The Collaps and Revival of American Community" aus dem Jahr 1995 (Wikip., --> Bücher). Sie handelt also im Untertitel von dem "Zusammenbruch und der Wiederbelebung des amerikanischen Gemeinschaftslebens". Tatsächlich weiß auch Putnam, was die reine Faktenlage betrifft, nur von Zusammenbruch zu sprechen. Aber auch Opaschowski bleibt - wie Putnam - hoffnungsfreudig. Opaschowski:
Die Menschen entdecken langsam die Familie wieder, möglicherweise erreicht eine lange Phase der Kinderlosigkeit bald ihren Zenit und Familie wird wieder zum Wohlfahrtsverband. Während sich die Gesetzliche Rente mehr zu einer Art Zusatzversicherung zurückentwickelt, nimmt sie als verlässliche Vollversicherung ihren Platz ein.
Von solchen Menschen lassen sich Bundeskanzlerin und Bundespräsident und Leiter einer Gruppe "Prinzip Verantwortung" beraten, - - - "gut zureden"?

Entschuldigung. Aber das sind doch alles nur schöne, schnöde, hohle Worte. Das ist reines Wunschdenken. Und deshalb ist das nicht verantwortungsbewußt, sondern zutiefst verantwortungslos. Denn Verantwortungsbewußtsein erfordert als erste Voraussetzung Realitätsbewußtsein.

Diese Worte hingegen sind Ausdruck tiefster Hilflosigkeit und der klar erkennbaren, quasi auf den Nullpunkt herabgefahrenen Bereitschaft, diese Hilflosigkeit endlich einmal zu überwinden.

"Wohlfahrtsverband Familie", "Vollversicherung" - für Kinderlose?

Sagen wir es klar und deutlich: Nein, es gibt derzeit so gut wie keine Anzeichen für eine Wiederbelebung des deutschen oder des westlichen Gemeinschaftslebens oder des Gemeinschaftslebens auf der Nordhalbkugel. Und Opaschowski hat diesbezüglich auch nur Phrasen, keine handfesten Daten anzubieten.

Schönreden der Situation hilft nicht. Gar nicht. - Von der Ungeheuerlichkeit gar nicht zu reden, die in dem Phrasenschwall von dem "Wohlfahrtsverband Familie" anklingt, die eine künftige "Vollversicherung" darstellen könne. Wenn es (wieder) genügend Kinder gäbe, bräuchte man sich um das Funktionieren der Gesetzlichen Rente überhaupt keine Sorgen mehr zu machen. Wenn es diese allerdings nicht gibt, dann möchte man von dem guten Herrn Opaschowski gerne einmal wissen, welcher "Wohlfahrtsverband Familie" eigentlich für Kinderlose und Kinderarme eine Vollversicherung darstellen soll. Wie er sich das eigentlich konkret vorstellt?

Und daran wird insbesondere erkennbar: Das sind Worte von grotesker, besser erschreckender Hilflosigkeit.

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