Montag, 14. März 2016

"Sei beseelt" - Ein neuer Internetblog

Am 13. März 2016 ist ein neuer Internetblog gegründet worden.  

Otto Ubbelohde - Kiefern im Wind
Auf diesem neuen Blog werden zunächst einige ältere Artikel, die schon verstreut auf anderen Blogs erschienen sind (etwa auf "Studium generale", auf "Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!" und auf "Studiengruppe Naturalismus"), noch einmal zusammengestellt, um sie für das auf diesem neuen Blog im Mittelpunkt stehende Thema - Seele und Beseelungswissen - zu sammeln und zu bündeln. Und um diese Beiträge nicht mehr zwischen den bisherigen vielen politischen, naturwissenschaftlichen oder zeitgeschichtlichen Artikeln untergehen und dadurch nebensächlich erscheinen zu lassen. Denn sie waren noch nie die nebensächlichsten, sondern sie waren und sind die wichtigsten Artikel unserer ganzen Blogarbeit in den letzten Jahren. Diese älteren Blogartikel werden auf dem neuen Blog mit dem Datum ihres Ersterscheinens eingestellt, um auch dort die ursprüngliche Chronologie zu wahren.

Auf diesem Blog gibt es eine weitere Neuerung, die wir schon vor sechs Jahren begonnen hatten, ins Auge zu fassen (2, 3): Er ist der erste Blog, den wir in Frakturschrift erscheinen lassen. //Ist leider derzeit nur auf normalen Rechnern so zu sehen, nicht auf Tablets oder Mobiltelefonen.//

Zur technischen Seite dieser Tatsache lässt sich zunächst sagen, dass das in einem ersten Schritt vergleichsweise leicht umgesetzt werden kann. Denn dazu muss man nur die Anweisungen auf dem "Fraktur-Forum" (1) befolgen. Allerdings ist allen kenntnisreichen Fachleuten, "Schriftgelehrten" und Schriftsetzern klar, dass eine automatische Eins-zu-Eins-Umwandlung von Antiqua-Schrift zu Frakturschrift dem Charakter der überlieferten deutschen gebrochenen Schriften, bzw. Frakturschriften nicht gerecht wird. Die deutschen Frakturschriften kennen nämlich viele Typen, die es in der Antiquaschrift gar nicht gibt. So vor allem das lange s, einzelne Typen für sch, ch, ck und so weiter. Und diese Typen können bei einer schnellen Eins-zu-Ein-Umwandlung gar nicht in angemessener Weise umgewandelt werden. Dieses Problem kann also einstweilen hier auf dem Blog keineswegs als gelöst erachtet werden. Aber um so mehr man so fehlerhaft Frakturschrift verwendet, um so eher wird man selbst oder werden andere sich veranlasst sehen, angemessenere technische Umsetzungen zu finden oder bereitzustellen.

Frakturschrift ein Ausdruck deutschen seelischen Erlebens

Denn irgendein Anfang muss doch damit endlich einmal gemacht werden. Außerdem: Es macht auch so schon Freude, moderne, aktuelle Texte in einer solchen Frakturschrift lesen zu können. Das Einlesen ist gar nicht so schwer. Um so weniger, um so mehr man auch sonst gelegentlich einmal "alte Bücher" liest. Also jene Bücher in Deutschland, die bis 1941 in ihrer großen Mehrheit fast immer nur in Fraktur und in gebrochenen Schriften gesetzt worden sind.

Aber warum überhaupt noch heute einen Internetblog in Frakturschrift erscheinen lassen? Zuletzt hat sich wohl der israelische "Deutschland-Philosoph" Yoav Sapir auf den Scilogs (Wissenschaftsblogs) von "Spektrum der Wissenschaft" darüber Gedanken gemacht (2, 3).

In einer wenig beachteten Zeitschrift der "Ludendorff-Bewegung" ist zu dieser Frage zuletzt 1990 ein inhaltsreicher Aufsatz erschienen (4). In Ergänzung zu diesem wurde auch einmal erneut ein Aufsatz des deutschen Verlegers Eugen Diederichs zu dieser Frage aus dem Jahr 1912 zum Abdruck gebracht (5). In diesen beiden Aufsätzen sind viele gute Argumente zusammen getragen, auf die wir uns auch bei der Verwendung der Frakturschrift für den neuen Blog beziehen. In Kurzform laufen diese Argumente darauf hinaus, dass die deutsche Frakturschrift, die in der Dürer-Zeit in Deutschland geschaffen worden ist und die bis zum Verbot durch Adolf Hitler im Jahr 1941 immer benutzt worden ist, ein Ausdruck deutschen seelischen Erlebens ist und als solches seelisches Erleben auch immer wieder neu weckt und wecken kann - wenn wir denn Worte in dieser deutschen Schrift schreiben oder lesen.

Darum wollen wir dieses wichtige Kulturgut deutsche Schrift, in der fast alle unsere großen Dichter, Denker und Kulturschöpfer geschrieben und publiziert haben - und zumal wenn es uns um Seele geht und um seelische Ansprechbarkeit - keinesfalls der Vergessenheit anheim fallen lassen. So viel sei hier zunächst nur in Kurzform zu dieser Frage festgehalten. Ein ausführlicher Gedankengang und eausführlichere Begründungen werden - wenn Zeit dafür bleibt - nachgereicht werden.

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  1. http://unifraktur.blogspot.de/2010/09/unifraktur-blog-in-frakturchrift.html, http://unifraktur.sourceforge.net/unifraktur-forum/viewtopic.php?p=258#p258 [14.9.2010]
  2. Sapir, Yoav: Sprache und Schrift - nicht zu überschätzen. Auf: Internetblog "Un/zugehörig - ein israelischer Blick auf Deutschland", 10. August 2010, http://www.scilogs.de/un-zugehoerig/sprache-und-schrift-nicht-zu-untersch-tzen/
  3. Sapir, Yoav: “Korrektes” Deutsch mit Antiquaschrift? Auf: Internetblog "Un/zugehörig - ein israelischer Blick auf Deutschland", 12. August 2010, http://www.scilogs.de/un-zugehoerig/korrektes-deutsch-mit-antiquaschrift/
  4. Schäfler, Wilhelm: Schrift und Sprache. In: Die Deutsche Volkshochschule, Folge 65, Januar 1990, S. 1-10
  5. Diederichs, Eugen: Sollen wir die Fraktur abschaffen? In: Jahrbuch des deutschen Werkbundes, 1912, http://www.digitalis.uni-koeln.de/Werkbund/werkbund65-75.pdf; erneut abgedruckt u.a. in: Die Deutsche Volkshochschule, Folge 65, Januar 1990, S. 12-15

Sonntag, 6. März 2016

Beseelungswissen (I) - Gerhard Roth - "Wie das Gehirn die Seele macht"

Seinen Mitmenschen kann man immer gerne das neue Buch von Gerhard Roth empfehlen "Wie das Gehirn die Seele macht". So auch schon mehrmals hier auf dem Blog. Warum? Weil in diesem Buch ein führender deutscher Hirn- und Neuroforscher ganz ungezwungen und unkompliziert den Begriff "Seele" in die exakte Naturwissenschaft hineinbringt, bzw. aus dieser heraus mit diesem Begriff Seele ganz unkompliziert und selbstverständlich umgeht.

Die Verwendung des Begriffes Seele ist von Gerhard Roth - sozusagen - als eine Art Kampfansage gemeint in Richtung der letzten Bastionen der Freud'schen Psychoanalyse und aller Verhaltenstherapeuten, die heute immer noch das "Seelische" nicht hervorgerufen durch physiologische Gehirntätigkeit begreifen wollen, sondern in irgendeiner verschwurbelten Weise als eine "Parallelerscheinung" von Gehirntätigkeit.

Roth sagt in der Einleitung von "Wie das Gehirn die Seele macht", dass dieser "psychophysische Parallelismus" vor zehn Jahren, zur Zeit des damals Schlagzeilen machenden "Manifests der Hirnforscher" zur Not noch als letzte Rückzugsbastion hatte aufrecht erhalten werden können, dass aber die Forschungsfortschritte der letzten zehn Jahre auch dieser letzten Rückzugsbastion den Garaus gemacht haben. Und deshalb proklamiert er jetzt so herausfordernd und kühn, dass die Hirnforscher jetzt tatsächlich erklären könnten, "wie das Gehirn die Seele macht". Die Erkenntnisbasis für dieses Postulat ist nach Gerhard Roth hierfür inzwischen breit genug und er versucht, sie in seinem Buch darzustellen.

Es geht ihm also gar nicht etwa darum, den Seelen-Begriff überhaupt in die psychische Forschung einzuführen. Er war darin ja nie verschwunden. Sondern es geht ihm um das kühne Postulat, Seelisches auf der höchsten denkbaren Ebene vollständig naturwissenschaftlich beschreiben zu können. Dies und nichts anderes will er sowohl naturwissenschaftlich wie immer noch rein geisteswissenschaftlich orientierten Psychologen und Therapeuten, sowie der interessierten Öffentlichkeit bewusst machen. Und hierfür stellt er in seinem Buch ganz jenseits gar zu vieler rein theoretischer oder gar philosophischer Erörterungen einfach sehr breit den aktuellen Forschungsstand von der tiefsten Grundlagenforschung bis hin zur konkretesten Anwendung im Einzelfall dar.

Denn so werden heute auch zutiefst philosophische Bücher geschrieben: indem einfach auf der Grundlage umfangreichster Forschungsliteratur der aktuelle Forschungsstand dargestellt wird.

Man muss dazu aber sagen, dass es sich bei diesem Buch - abgesehen von Einleitung und Schlussteil - um zum Teil recht schwer zu lesende typisch naturwissenschaftliche Ausführungen handelt. (So ist nun einmal Naturwissenschaft. Und auch - Hallo! - ... Natur.) Es ist deshalb auch ein Bucjh, das über weite Strecken recht "trocken" herüberkommen kann. (Allerdings nur in einem ersten Angang. Hat man sich festgebissen, löst es durchgehend Begeisterung aus.)

Nun haben wir uns hier auf dem Blog überlegt, man sollte zur Heranführung lieber auf jenen gleichnamigen Videovortrag verweisen, über den man auch selbst erst auf dieses Buch und seine Thematik aufmerksam geworden ist. Dieser Vortrag dauert eine Stunde und enthält inhaltlich wohl die wesentlichen Aussagen des Buches. Und zwar zum Teil sogar prägnanter und deutlicher auf den Punkt gebracht als im Buch selbst. Deshalb reicht es sicher, zunächst sich einfach diesen Vortrag anzuhören. Man verschwendet dabei keinesfalls seine Zeit.


Auch Herr Roth ist nun auf den ersten Blick nicht gerade der lebhafteste Vortragende oder gar eine Identifikationsfigur, mit der man sich besonders leicht emotional identifizieren kann. Sehr ruhig und auch emotional zurück genommen spricht er. Aber das mag eben auch eine Stärke sein. Von Gerhard Roth gibt es mehrere Vorträge im Internet, offenbar auch denselben Vortrag bei einer anderen Gelegenheit gehalten (Yt). Man mag immer jene Stellen in seinem Vortrag am "lebendigsten" empfinden, in denen er Beispiele aus seiner eigenen Familie bringt. Wobei man ihn dann auch als einen Menschen kennen lernt, der in familiäre Zusammenhänge eingebunden ist und aus diesen heraus argumentiert. Und das ist ja auch einer der wesentlichste Aussagen seines Vortrages: Nämlich dass gelingende soziale Beziehungen schon die wesentlichste Grundlage bilden für eine gesunde seelische Entwicklung des Menschen.

Was ist die Leistung von Gerhard Roth? Die Hirnforschung hat in den letzten Jahrzehnten eine Fülle von Detail-Erkenntnissen hervorgebracht. Und es ist nicht einfach, aus diesen vielen - zum Teil auch widersprüchlichen - Detail-Erkenntnissen nun ein zusammenhängendes Bild des Funktionierens unseres Gehirns zu erarbeiten. Und genau daran arbeitet Roth. Nämlich die vielen Detail-Erkenntnisse auf gemeinsame Nenner zu bringen, in ein Gesamtbild vom Funktionieren unserer Seele zu bringen. Und bei der Erarbeitung dieser Thematik kommt er eben darauf, den Begriff Seele wieder ganz selbstverständlich zu benutzen. Ein Umstand, der sicherlich nicht selbstverständlich ist, sondern eben ein Ausfluss ist des Erkenntnisstandes der modernsten naturwissenschaftlichen Hirnforschung.

Gelingende soziale Beziehungen - die Hauptgrundlage für Seele

Ein Gedanke, der übrigens noch wesentlich prägnanter im Zusammenhang mit seinem Buch - oder im Vortrag - heraus gearbeitet werden könnte, ist übrigens der, dass den Ersterfahrungen auf dem Gebiet des Geschlechtlichen (der Sexualität) - und zwar jetzt nicht die extremen Formen kindlicher Gewalterfahrung, sondern in der normalen Entwicklung der Geschlechtlichkeit von jungen Erwachsenen - von einer großen Zahl sehr unterschiedlicher Kulturen weltweit seit vielen Jahrtausenden eine besondere Bedeutung zugesprochen worden ist für die gedeihliche Entwicklung des einzelnen Menschen und ganzer kultureller Gemeinschaften. Die "Hochzeit" galt bei unseren Vorfahren - wie der Name schon sagt - als: "Hohe Zeit". Und sie wurde kulturell eingebettet. Es wurde Anteil daran genommen.

Ob diese hohe Bedeutung, die viele Kulturen diesem Geschehen gaben, der Grund dafür ist, dass Medien-Manipulateure und Lügenäther schon seit vielen, vielen Jahrzehnten genau diese Zielgruppe der Menschen im Auge haben, die ihre Ersterfahrungen noch nicht erlebt haben, wobei sie das Erlebnis dieser Ersterfahrung ganz offensichtlich massiv zu beeinflussen bestrebt sind. Und wobei von - - - "hoher Zeit" schon ganz gewiss nicht mehr die Rede ist? ... Jugendzeitschriften wie "Bravo" und Konsorten seligen Angedenkens. - ? (Aus den Erfahrungen des Jahrgangs 1966 heraus gesprochen.) Heute wäre ja da noch ganz anderer Dinge selig zu gedenken, als bloß Jugendzeitschriften wie "Bravo". Auch hier wäre die dringende Frage, wie gegengesteuert werden kann. Was da überhaupt noch möglich ist.

Denn seit vielen Jahrzehnten ist bekannt - und Gerhard Roth spricht auch davon, dass im Zusammenhang menschlicher Geschlechtlichkeit - insbesondere auch bei Frauen - Bindungshormone ausgeschüttet werden, Oxytocin, das "Treue-Hormon". Dass also unsere Physiologie - und insbesondere die von Frauen - auf langfristige, gelingende monogame Paarbeziehungen ausgelegt ist. Und dass Misslingen großes Unglück hervorruft bis hin zu Depression. Warum sagt man das den jungen Frauen von heute nicht? Warum gehen wir mit einem solchen Wissen nicht kulturell wertvoll um? Warum gestalten wir nicht mehr "hohe Zeit"? Damit solches Unglück möglichst nur noch in begrenztem Ausmass auftritt, in einem solchen Ausmass, das gesellschaftlich noch verkraftbar ist. Und nicht mehr wie heute, wo sich Millionen Deutsche Kinder wünschen, sie aber nicht bekommen, weil der geeignete Bindungspartner nicht da ist. - ? Wo also schlicht: Liebe nicht mehr gelingt.

Machen wir uns denn nicht von vornherein unglücklich, wenn wir uns allerwärts durch Medienmanipulateure dahingehend manipulieren lassen zu denken, die Wahl und Austauschbarkeit unserer Geschlechtspartner, der Reife-Zeitpunkt des Eintritt ins Geschlechtsleben, die Art des Eintritts ins Geschlechtsleben und alle diese so wesentlichen Dinge in Bezug auf "hohe Zeit" - all das wäre gar nicht mehr wichtig für ein gedeihliches und glückliches Zusammenleben von Menschen? Und für die Entwicklung von Seele? Bei uns selbst. Bei unseren Lebenspartnern. Bei unseren Kindern. - ?

Wie gestalten wir "hohe Zeiten", Hochzeiten?

Wobei nicht in Plattheiten zu verfallen wäre, aus christlichen Attitüden heraus etwa irgendwelche Formen des Lebens von Geschlechtlichkeit - gleichgeschlechtlich, polygam, polyamor und wie sie alle heißen mögen - per se zu verdammen. Sondern wobei nur herauszuarbeiten wäre, dass das kulturelle Hochziel - zumindest europäischer Kulturen - immer schon die zweigeschlechtliche, lebenslange Einehe ist. So kann man doch argumentieren, ohne andere Lebensformen auf diesem Gebiet per se als minderwertig zu bezeichnen. Wie das so beliebt ist aus typisch monotheistischem Ressentiment heraus. Wir wissen doch alle, dass es Menschen geben kann, die lebenslang in Einehe leben, und die wir als Menschen für sich genommen für außerordentlich moralisch minderwertig empfinden. Dass - zum Beispiel - Einehe auch als eine Art von Prostitution gelebt werden. Einfach aus Bequemlichkeit heraus. Dass es andererseits Menschen geben kann, die andere Formen der Geschlechtlichkeit lebten, und die wir als ungeheuer wertvolle Menschen erachten, etwa weil sie Künstler waren, die Ungeheuerliches geleistet haben. Oder die auch sonst wertvoll gelebte Geschlechtlichkeit leben außerhalb zweigeschlechtlicher lebenslanger Einehe. (Wobei dann nur eben auch die Bedürfnisse von Kindern zu berücksichtigen sind, die bezüglich des Wunsches nach einer "heilen Ehe" der Eltern nicht gerade gering zu veranschlagen sind, und die um so eher zu beachten sind, weil Kinder jene Bevölkerungsgruppe sind, die ihre eigenen Interessen am wenigsten selbst durchsetzen können.) Warum jedenfalls all diese (christlichen, monotheistischen) "Ressentiments" heute immer noch in all solchen Debatten? Welche Art von Medienmanipulateuren stecken hinter all diesem Aufputschen und diesem Ressentiment-Gerede und -Geschreibsel, das uns überall umgibt, und von dem sich auch politische Entscheidungen - wieder einmal - leiten lassen?

Die Unsterblichkeit der Seele stammt nicht aus dem Judentum oder Christentum

Bemerkenswert ist auch, dass Gerhard Roth, wie erwähnt, einen Vortrag mit demselben Titel schon vor mehr als zehn Jahren auf den angesehenen Lindauer Psychotherapie-Wochen gehalten hat. In dem Zusammenhang sagt er im Videovortrag:
Der Titel stammt nicht von mir, sondern von einem bekannten Psychiater.
Im Vorwort seines Buches sagt er über die Zeit irgendwann nach 1997 genauer (1, S. 10):
Ein besonderes Ereignis war die Einladung an Gerhard Roth, als erster Neurobiologe auf den angesehenen Lindauer Psychotherapiewochen einen Vortrag zu halten, der dann den Titel trug "Wie das Gehirn die Seele macht". Dieser Titel stammte von Manfred Cierpka, und wir haben ihn auch für das vorliegende Buch gewählt.
Im Videovortrag weiter:
Aber so einen Titel, den hätte man vor 50 oder 100 Jahren so nicht anbieten können. Das ist aber, wenn man es geistesgeschichtlich sieht, ein bisschen unverständlich. Denn wenn man ganz weit zurück geht, meint Seele ursprünglich Lebensprinzip. Odem, Pneuma, Boach (?) im Hebräischen. Ein Stoff, der das ganze Universum ausfüllt - Äther würde man heute sagen - den die Lebewesen einatmen, und der sie lebendig macht.
Roth knüpft dann an Platon und Aristoteles an und sagt, dass auch noch die moderne Physiologie gewissermaßen - wie jene damals - von vegetativer, animalischer und rationaler Seele spricht oder sprechen kann. Die letztere ist - nach Aristoteles und Platon - unsterblich. Roth:
Diese Unsterblichkeit der Seele stammt also gar nicht aus dem Judentum oder Christentum, sondern aus der Antike.
Ich muss das hier einfügen: Es ist unwahrscheinlich begeisternd, solche wesentlichen Gedanken von einem führenden Hirnforscher weltweit zu hören. Denn wie viel Quatsch in modernen Diskussionen sinkt allein mit diesen schlichten Ausführungen in den Orkus allen Geistes-Blödsinns. Als müssten wir etwa den Gedanken der Unsterblichkeit der Seele ablehnen, nur weil wir die mosaischen Religionen ablehnen. Solche Dinge sollen uns ja dauernd - seit Jahrzehnten - eingeredet werden. Er ist aber schlicht Quatsch. Der Gedanke der Unsterblichkeit der Seele ist eine Tradition der klassischen abendländischen Philosophie. Punkt. Und: Begeisternd:
Und so ist auch die heutige Konnotation Seele direkt verbunden mit der Vorstellung, Seele ist etwas, was irgendwie uns belebt, aber auch unsterblich ist. Aber seit dem Altertum gab es ein Lager, das sagte, die Seele ist sterblich, sie stirbt mit dem Menschen. Und es gibt ein großes Lager, das sagt, die Seele ist etwas Unsterbliches. Und beide Lager haben sich bis heute nicht einigen können.
Sein Buch und so viele seiner Ausführungen können einem einfach wichtig sein, weil sie alle zusammen genommen den Stand der Diskussion heute zwischen Anhängern der Hirnforschung, der Psychotherapie, der Freudschen Psychoanalyse und vielen weiteren "Seelenärzten" markieren. Psychotherapeuten nämlich sind Seelenärzte, sagt Gerhard Roth an einer Stelle. Im Buch selbst findet man die spannendsten und allgemeinsten Ausführungen vielleicht erst im letzten Kapitel, in der Zusammenfassung, wo es heißt (1, S. 370, Hervorhebung nicht im Original):
In diesem Buch haben wir mit "Seele" die Gesamtheit der Vorgänge bezeichnet, die sich in unserem bewussten, vorbewusst-intuitiven und unbewussten Fühlen, Denken und Wollen ausdrücken. Hierfür gibt es im Deutschen kein besseres Wort, auch wenn "Geist" und "Psyche" wesentliche Teile davon abdecken. Die religiösen Vorstellungen von "Seele", etwa Unsterblichkeit oder göttliche Abkunft, haben wir bewusst nicht berührt. Die in unserem Sinne definierte Seele ist nach aller verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnis untrennbar an Hirnfunktion gebunden. Ihre Eigenschaften und Leistungen formen sich mit der Entwicklung des Gehirns, und mit dem Tod des Gehirns enden diese "Seelenvermögen". Wenn man also nach einer möglichen Unsterblichkeit der Seele fragt, so muss sich dies auf gänzlich andere Zustände und Eigenschaften beziehen, als diejenigen, die einer wissenschaftlichen Behandlung zugänglich sind.
Hier klingt bei Gerhard Roth offenbar mehr Pessimismus durch als bei dem Mainzer Philosophen Thomas Metzinger, der sich diesbezüglich schon eher in der Nähe der Einschätzung des deutschen Theologen und Philosophen Schleiermachers bewegt, und an dessen Einigungsvorschlag zu den beiden oben von Roth vorgetragenen Meinungen zur Frage der Unsterblichkeit der Seele, als Schleiermacher nämlich sagte:
Mitten in der Endlichkeit eins zu sein mit dem Unendlichen und darin ewig zu sein in jedem Augenblick - das ist Unsterblichkeit.
Dies ist übrigens auch der Begriff der Unsterblichkeit der Seele bei der deutschen Philosophin und Evolutionären Psychologin Mathilde Ludendorff. Und wer möchte auch bestreiten, dass ein solcher, hier genannter Seelenzustand etwa in der Liebe erreicht werden kann? In der Liebe zweier seelisch und körperlich starker Menschen?

Abb. 1: Stephan Abel Sinding (1846-1922) - Ein Mann und eine Frau
Übrigens hat sich der Bischof Franz Kamphaus (geb. 1932) von Limburg (der Vorgänger seines unseligen Nachfolgers) unter anderem auch in diesem Sinne zum Begriff Unsterblichkeit ausgesprochen. Auch diesen Gedanken spricht man - christlicher Seits - gerne einmal an, lässt ihn dann aber weiter für sich im geistigen Raum stehen, ohne daraus weitere, größere Schlussfolgerungen zu ziehen.

Wer möchte bestreiten, dass etwa Ludwig van Beethoven über solche Seelenzustände gesprochen hat? (Und natürlich aus solchen heraus komponiert hat?) Also müssen solche Seelenzustände auch der wissenschaftlichen Forschung zugänglich sein. Und da gibt es ja auch schon viele Ansätze, die einmal zusammen fassend zusammen getragen werden sollten. Die amerikanische Anthropologin Barbara King spricht etwa aus ihren Erfahrungen der Primaten-Verhaltensforschung heraus von dem Seelenzustand des "belonging", des "Sich zugehörig Fühlens zu" ... einem anderen Menschen, ... einer Familie, ... einer menschlichen Gemeinschaft, ... einer Kultur, der der Ausgangspunkt ist oder sein könnte für religiöse, bzw. höherwertige seelische Erfahrung des Menschen, auch für - so möchte man einschieben: Sloterdijk'sche "Vertikalspannung".

Auch der Autor Dean Hamer macht in seinem Buch "Das Gottes-Gen" zu solchen Fragen wertvolle Ausführungen. Roth jedenfalls gibt dann eine Zusammenfassung der Aussagen seines Buches (1, S. 370, Hervorhebungen nicht im Original):
Wie im ersten Kapitel gezeigt, war die Einengung des Seelenbegriffs von einem Lebensprinzip, anima, Spiritus oder Odem genannt, auf empirisch erfassbare perzeptive, emotionale und kognitive Vorgänge ein Prozess der Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte, der sich über zweieinhalb Jahrtausende hinzog, und ebenso lange dauerte die Suche nach dem "Sitz" dieser Vorgänge. (...)
Das Seelische findet seinen spezifischen Ausdruck in unserer Persönlichkeit, und deshalb waren weite Teile dieses Buches der Darstellung der verschiedenen Ebenen des Gehirns gewidmet, auf denen sich diese Persönlichkeit entwickelt: der unteren, mittleren und oberen limbischen sowie der kognitiv-sprachlichen Ebene. Hierbei ist die untere limbische Ebene, zu der Strukturen wie der Hypothalamus, die zentrale Amygdala und vegetative Zentren des Hirnstamms gehören, für die Regulation lebenswichtiger vegetativer Funktionen zuständig und bildet unter dem Einfluss von Genen und vorgeburtlichen Erfahrungen die Grundlage für unser Temperament. Die individuelle Funktion dieser Ebene kann durch spätere Erfahrung oder Erziehung nur schwer verändert werden.
Die mittlere limbische Ebene (...) ist die Ebene der unbewussten emotionalen Konditionierung und des individuellen emotionalen Lernen: Elementare Emotionen (z.B. Furcht, Ekel, Freude, Glück) werden hierbei an individuelle Lebensumstände angebunden. Die charakteristische Funktion dieser Ebene entwickelt sich in den ersten Lebensjahren vor allem im Kontext frühkindlicher Bindungserfahrungen und bildet zusammen mit der unteren limbischen Ebene den Kern unserer Persönlichkeit. Sie kann im Jugend- oder Erwachsenenalter nur über starke emotionale oder lang anhaltende Einwirkungen verändert werden.
Hier ist also sicher unter anderem die Herausbildung oder das fehlende Herausbilden von "Urvertrauen" angesprochen. Gerhard Roth weiter:
Die obere limbische Ebene (...). Auf dieser Ebene findet das bewusste emotional-soziale Lernen statt. Hier werden die emotionalen Reaktionen der beiden unteren limbischen Systeme verstärkt oder abgeschwächt, je nachdem wie es die Sozialisation vorgibt. Bewertungen auf dieser Ebene bilden die Grundlage für Gewinn- und Erfolgsstreben, für Freundschaft, Liebe, Hilfsbereitschaft, Moral und Ethik. Diese Ebene entwickelt sich in der späteren Kindheit und Jugend aufgrund sozial-emotionaler Erfahrungen und ist entsprechend vornehmlich durch solche veränderbar.
In diesen wenigen Sätzen steckt unglaublich viel drin. Und sie wären sicherlich noch einmal genauer zu erläutern anhand der entsprechenden Kapitel im Buch. Die Manipulateure wissen um diese Veränderbarkeit. Das Buch ist dann insbesondere damit beschäftigt, aufgrund welcher Therapien, seelenärztlicher Verfahren eigentlich sprichwörtlich "Beseelungswissen" umgesetzt werden kann in praktisches Handeln, wie man Menschen mit seelischen Beeinträchtigungen helfen kann. Und es wird darauf abgehoben, dass eigentlich die Erfolge aller heute bekannten Behandlungsmethoden im Wesentlichen nicht auf den Methoden selbst beruhen (ob Kartenlegen, Freud'sche Psychoanalyse oder andere Verfahren), sondern schlicht darauf, dass nach dem Gelingen einer guten Therapeuten-Klienten-Beziehung bei beiden das Vertrauenshormon Oxytocin ausgeschüttet wird und dass dadurch vor allem auch beim Klienten eine bei allen Verfahren aufzeigbare durchschnittliche erste Verbesserung seines Zustandes auftritt.

Soweit einmal erste Hinführungen zu diesem Vortrag und zu diesem Buch. Womit keineswegs gesagt sein soll, dass damit schon eine ausreichende Auswertung beider erfolgt wäre.

/Um einleitende Absätze ergänzt 31.5.16/

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  1. Roth, Gerhard; Strüber, Nicole: Wie das Gehirn die Seele macht.  Klett-Cotta, Stuttgart 2014 (danach wird zitiert; inzwischen, im Januar 2016, ist das Buch schon in 6. Druckauflage erschienen)

Der Satanismus zog sich wie ein "roter Faden" durch sein Leben

"Meister Amenophis" - Randbemerkungen zum Leben des SS- und Satanismus-nahen Freimaurers und Fraternitas Saturnis-Bruders Ernst Hermann Barth (1902-1969)

Hier auf dem Blog haben wir uns vor einigen Jahren noch intensiver als gegenwärtig mit dem elitären Satanismus und der damit verbundenen elitären Pädokriminalität beschäftigt in Anschluss an die Entdeckung, dass der Autor des Buches "Das schwarze Reich" sein Erstverleger, einer der "bedeutendsten lebenden Magier", Ralph Tegtmeier sein könnte. Als wir den Namen Ralph Tegtmeier googelten, wurde uns schnell die Relevanz dieses Themas fürdas Verständnis gegenwärtiger politischer und zeitgeschichtlicher Zusammenhänge deutlich und daraus entstanden viele Blogartikel, insbesondere auch über die älteste satanistische Freimaurerloge in Deutschland, die Fraternitas Saturnis und ihre Verbindungen zur Führungsschicht des Dritten Reiches. Und in diesem Zusammenhang wurde uns schon vor fünf Jahren - im März 2011 - ein Mitglied dieser Loge bedeutsam, nämlich der "Meister Amenophis" (3).

Abb. 1: Ernst Hermann Barth, genannt "E. P. H. Barth", Logenname "Meister Amenophis"

Wir hatten nach seinem bürgerlichen Namen gefragt und dieser hatte dann ein Jahr später, also vor vier Jahren, in demselben Artikel nachgetragen werden können aufgrund eines eher zufälligen und abseitigen Internetfundes (3). Dieser bürgerliche Name lautete, so unsere Recherchen bis 2012:  E. P. H. Barth. Allzu viel weiter waren wir mit diesem bürgerlichen Namen bis zu diesem Jahr noch nicht gekommen. Und nun stellt sich heraus, dass auch "E. P. H. Barth" noch nicht der eigentliche bürgerliche Name war. Wie es sich für einen ordentlichen Hintergrundpolitiker gehört, hat er vor der Öffentlichkeit seinen eigentlichen Namen "in dreifache Nacht gehüllt". Das machen Hintergrundpolitiker ja gerne, um dann den Zorn der Menschen sich auf Vordergrundpolitikern, bzw. Politikdarstellern abarbeiten zu lassen wie amerikanischen Präsidenten oder Leuten wie Adolf Hitler oder Angela Merkel. Sind aber Jahrzehnte vergangen, kann man so nach und nach mehr Licht ins Dunkle bringen - oder man stört sich nicht mehr so daran, wenn es geschieht. Denn die Öfentlichkeit kümmert sich ja dann gar nicht mehr großartig darum.

Wie auch immer. Ende Januar hat jemand, der sagt, er sei ein Urenkelsohn dieses E. P. H. Barth, mit uns überraschend Email-Kontakt aufgenommen. Er schrieb (Email vom 27.1.16, auch alle weiteren im folgenden immer unkorrigiert):

Hallo Ingo Bading! Ich habe deinen Blogeintrag vom 17. März 2011 (http://studgenpol.blogspot.fr/2011/03/ein-vatikantreuer-satanistischer.html) über die Fraternitas Saturni und die wahre Identität des Amenophis gelesen. Zum Teil ist das ja recht spekulativ deshalb könnte ich vlt mit ein par kleinen Fakten weiterhelfen falls Interesse besteht? Liebe Grüße ....

Auf eine zustimmende Antwort hin schrieb er (Email vom 27.1.16):

Ich habe eine Familienchronik gefunden die mein Urgroßvater geschrieben hat. Darin schreibt er das er unter E.P.H Barth bekannt ist, wobei das P. nicht zu seinem offiziellen bürgerlichen Namen gehörte und auf einen Spitznamen zurückzuführen ist. Er schreibt auch das er 1950 zur Loge Fraternitas Saturni beigetreten ist und dort 1957 zum Meister wurde und sein Logenname Amenophis ist. Mir war bisher nur aus Erzählungen bekannt das er in einer Freimaurerloge war. Er ist in Königsberg geboren, war im 2. Weltkrieg Soldat und in brittischer Kriegsgefangenschaft und von Beruf Bankangestellter. Vor dem Krieg bei der Reichsbank, und danach bei der Landesbezirkskasse in Schleswig-Holstein. Zu einer eventuellen Mitgliedschaft in der SS oder anderen Nazi-organisationen versuche ich derzeit noch mehr rauszubekommen, was aber sehr lange dauern kann. Mir ist darüber aktuell leider nichts bekannt.
Ich habe meinen Urgroßvater nie kennengelernt da er 1969 verstorben ist. Mein Großvater und sein anderer Sohn (Björn, der 1955 in Meldorf Abitur machte) sind inzwischen auch schon beide verstorben. Diese habe ich aber noch kennengelernt. Mein Großvater war zwar evangelischer Pastor, aber ich glaube nicht das er im Vatikan in irgendwelchen Geheimarchiven herumgestöbert hat. Mir ist nicht bekannt das er mal im Vatikan war und in der Familienchronik gibt es auch keinerlei Hinweise darauf. Sein Bruder, Björn, hat Karriere gemacht bei der Luftwaffe der Bundeswehr. Ich hoffe das konnte zumindest ein wenig weiterhelfen:) Liebe Grüße, ...

Auf die Rückfrage nun, ob die genannte Familienchronik nicht allgemein zugänglich gemacht werden kann, erfolgte die Antwort (Email v. 28.1.16):

Hallo Ingo, das weiss ich nicht ob den anderen Familienmitgliedern das recht ist. Ich denke das wir schwierig da das Einverstädnis von allen einzuholen. Aber ich habe mal die entsprechenden Textpassagen bezüglich der Identität an die email angehängt. liebe grüße, ...

Anmerkung dazu: Als ich Blogartikel über meine beiden lange verstorbenen Großväter geschrieben habe und alle mir dazu zugänglichen familiären Unterlagen benutzt habe, hat es niemanden gegeben, der dazu bis heute Beschwerde eingelegt hätte. Ich sehe nicht, warum lebende Nachkommen dieses Urgroßvaters für eine Veröffentlichung dieser Familienchronik überhaupt befragt werden müssten, zumal auch die beiden Söhne, an die diese Familienchronik gerichtet war, längst verstorben sind.

Abb. 2: Auszug aus der Familienchronik, verfasst von Ernst Hermann Barth

Doch nun zu den kurzen Ausschnitten, die uns zugänglich gemacht wurden. In dem ersten Auszug aus der Familienchronik, die Ernst Hermann Barth für seine Nachkommen verfasst hat, heißt es (s. Abb. 2):

Meine innere Einstellung zum Okkulten, die wie ein roter Faden durch mein Leben geht, hat mich veranlasst, 1950 einer esoterischen Loge Fraternitas Saturni beizutreten, bei der ich 1957 Meister wurde. Ich selbst habe viele esoterische Artikel geschrieben, die zum großen Teil unter meinem Logennamen Amenophis publiziert wurden.

"Wie ein roter Faden" also, so sei festgehalten, zog sich die innere Einstellung von Ernst Hermann Barth zum Okkulten durch sein Leben. Das heißt, dass er mit dem Okkulten schon sehr früh in seinem Leben Bekanntschaft gemacht hat. Und offensichtlich nicht erst 1950 mit 48 Jahren. Ernst Hermann Barth heiratete - wie wir gleich noch hören werden - in erster Ehe 1928, in zweiter Ehe 1934.

Abb. 3: Zweiter Auszug aus der Familienchronik, verfasst von Ernst Hermann Barth

Vermutlich nun über seine zweite Frau schreibt Ernst Hermann  Barth in einem weiteren zugänglich gemachten Ausschnitt der Familienchronik (Abb. 3):

... sie überall bekannt ist, ebenso wie ich unter der Bezeichnung E. P. H. Barth. - Unserer Ehe entsprossen laut unserer Ab-....

Ernst Hermann Barth hat also 1934 offenbar eine Frau geheiratet, die unter einem bestimmten Namen "überall bekannt" gewesen ist. Somit könnte auch diese Frau mit dem "roten Faden" im Leben des Ernst Hermann Barth in Verbindung gestanden haben. Sie könnte zum Beispiel ein "Medium" gewesen sein oder eine sonstige esoterische "Beraterin". Der Urenkelsohn wurde von uns dann über seinen Urgroßvater unter anderem auch noch befragt:

Wo kommt sein fremdländisches/asiatisches Aussehen her? (Oder ist das nur mein subjektiver Eindruck?) (...) Wann und wo waren seine Einsätze im Zweiten Weltkrieg? Gibt es eine familiäre Verbindung zu dem Verleger Otto Wilhelm Barth?

Diese und andere Fragen wurden wie folgt beantwortet (Email 1.2.16):

Er wurde am 22.1.1902 in Königsberg, Preußen, geboren als fünftes Kind. Sein Name war Ernst Hermann Barth und das P. kommt von dem Spitznamen Peter. Er hatte noch einen jüngeren Bruder der hieß Friedrich Wilhelm. (Wenn der nicht seinen Namen in Otto Wilhelm geändert hat, dann ist keine familiäre Verbindung zu dem Verleger herzustellen). 1928 hat er zum ersten mal geheiratet und 1934 dann zum zweiten mal meine Urgroßmutter dann. Am 20. Juni 1941 wurde er Soldat und wurde Anfang 1944 an die Front in Holland versetzt. Er schreibt das sie im November 1944 abgeschnitten waren und ihren letzten Kampf kämpften. Dann kam er in britische Kriegsgefangenschaft zuerst in Jabbekein, Flandern und dann ab März in England (Derbyshire & Lincolnshire) unter der Nummer P.O.W. 746499. Im Herbst 1946 wurde er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und kam zuerst nach Göttingen und wohnte dann später wieder mit der Familie vereint in Meldorf. Später arbeitete er bei der Landesbezirkskasse in Lübeck und Kiel. Am 11. März 1969 ist er in Kiel verstorben.
Sein asiatisches Aussehen täuscht. In gesamten Stammbaum lässt sich kein Vorfahre mit asiatischen Wurzeln finden. Seine Eltern waren Ostpreußen wobei seine Mutter wohl englische Wurzeln hatte. Ich habe in den Listen der SS-Mitglieder einen Ernst Barth gefunden, ich weiß aber nicht ob es sich dabei um meinen Urgroßvater handelt. Ich habe diesbezüglich bei den Behörden eine Anfrage gestellt aber die Bearbeitung kann Monate wenn nicht sogar Jahre dauern wegen des Personalmangels. Ich habe noch einen kurzen Abschnitt gefunden und an die email angehängt, wo er kurz etwas über FS erwähnt. Liebe grüße ...
Abb. 4: Dritter Auszug aus der Familienchronik, verfasst von Ernst Hermann Barth

In dem mitgeschickten Ausschnitt der Familienchronik heißt es (Abb. 4 per Email vom 1.2.16):

Meine Söhne interessieren sich nicht für hermetisches Wissen, auch nicht für das, was ihr Vater geistig geschafft hat. Deshalb bestimme ich, dass alle meine Schriften, meine Bücher und magischen Utensilien wie Aufzeichnungen dereinst an den Bruder Kosmophil, alias Fritz Grahlke, Tönning-Eiderstedt - Westterstr. 11 fallen sollen. Er wird damit etwas anfangen können. Es sei denn, dass die Vorsehung mir einen Nachfolger, einen Novizen zuführt, auf den ich alles übertragen kann. - 

Ernst Hermann Barth spricht also wie Adolf Hitler von der "Vorsehung". Auch interessant. Fritz Grahlke (1916-1991) war - laut seines Grabsteines in Tönning (Eiderstedt) (Genealogy) - 14 Jahre jünger als Ernst Hermann Barth. Ein zwei Jahre jüngerer Bruder von Fritz Grahlke war ein Dr. Konrad Franz Grahlke (1918-1997) (MyHeritage). Der Urenkelsohn wurde dann gefragt (Email vom 2.1.16):

Eine weitere Frage bezieht sich darauf, dass in dem einen Auszug aus der Familienchronik, den Du mir das letzte mal gesendet hast, Dein Urgroßvater offenbar über seine Frau schreibt, denn es heißt "... sie überall bekannt ist, ebenso wie ich unter der Bezeichnung E. P. H. Barth. - Unserer Ehe entsprossen laut unserer Ab-...." Also offenbar war Deine Urgroßmutter ebenfalls unter einem Namen "überall bekannt". Kannst Du sagen, welcher Name das war?
Hast Du noch andere Fotografien von Deinem Urgroßvater? Und besser noch: auch seiner Geschwister? Ich würde diese gerne mit dem genannten Foto vergleichen. Denn das Gesicht Deines Urgroßvaters kommt mir ganz "undeutsch" und "un-ostpreußisch" vor. Ich finde, dass sogar das Gesicht des Grafen Coudenhove-Calergi (s. Google- Bildersuche "coudenhove-kalergi"), der nur acht Jahre älter als Dein Urgroßvater war (und der ebenfalls Freimaurer war), und der eine japanische Mutter hatte, im Vergleich mit dem Gesicht Deines Urgroßvaters "deutscher" aussieht. Vielleicht hatte E. H. Barth einen anderen Vater als offiziell angegeben worden ist? (Dann würde ich auf einen Japaner tippen.) Aber dann sollte er doch häufig nach seinem eigentlichen Vater gefragt worden sein - ? (...) 
Kannst Du mir außerdem sagen, wo Dein Großvater Pfarrer war und wie er hieß, sowie seine Lebensdaten?

Nachdem auf diese Email fünf Wochen lang keine Antwort erfolgt war, wurde die erste Version des vorliegenden Blogartikels veröffentlicht und der Urenkelsohn per Email (7.3.16) auf diesen hingewiesen. Darauf antwortete er (Email 11.3.16):

Leider habe ich auch keine Familienfotos. (...) Das mein Urgroßvater andere Wurzeln hatte wage ich nach wie vor zu bezweifeln und ich denke dann hätte ich auch irgendetwas mal gehört in der Familie. (...) Ich habe leider auch nur sehr wenige Informationen darüber was mein Urgroßvater für ein Mann war und was ihn in seinem Leben wozu auch immer bewegte. Scheinbar war er ja wohl ein schlimmer Finger laut dem was du über ihn und die FS rausgefunden hast. Ich wollte einfach nur ein wenig dazu beitragen sodass sich für alle ein besseres Bild ergibt. Schön das es so passionierte Forscher gibt:) 

So lautet die letzte Antwort, womit die Frage nach den Namen seiner Urgroßmutter und seines Großvaters (dem evangelischen Pfarrer) noch nicht beantwortet sind.

Aus der Ehe von Ernst Hermann Barth gingen jedenfalls zwei Söhne hervor, ein bislang namentlich nicht benannter Sohn, sowie ein Björn Barth (geboren 1935). 1950 wurde Ernst Hermann Barth Mitglied der Fraternitas Saturni. Als solches schrieb er - was beachtet werden sollte - Aufsätze über die Magie der germanischen Runen ("Zur Praxis der Runen-Magie", 1960). Also zu einer Zeit, in der dieses Thema nicht gerade Mode war. 1955 machte sein Sohn Björn Barth in Meldorf Abitur (wie ebenfalls schon in unserem ersten Beitrag erwähnt). Danach studierte Björn Barth - wie wir jetzt noch recherchierten - bis zur Promotion und wurde Offizier bei der Luftwaffe. Dort brachte er es bis zum Oberstleutnant und starb 2015 in Stutensee bei Karlsruhe. Im Magazin des deutschen Bundeswehrverbandes wird im Februar 2015 gedacht (1):

Oberstleutnant a. D. Dr. Björn Barth 23.8.35 – 14.12.14 Stutensee

Fassen wir noch einmal zusammen: Bei dem "Meister Amenophis" handelt sich um einen Ernst Hermann Barth (1902-1969). Dieser wurde geboren am 22. Januar 1902 in Königsberg als fünftes von sechs Kindern. Auf ihn folgte noch ein jüngerer Bruder mit Namen Friedrich Wilhelm Barth. Ernst Hermann Barth zeigte frühes Interesse für das Okkulte. Er wurde Freimaurer. Er wurde Angestellter ausgerechnet jener Reichsbank in Berlin, die damals unter der Leitung des Reichsbankpräsidenten und einflussreichen Freimaurers Hjalmar Schacht (1877-1970) stand. Hjalmar Schacht war in Nordschleswig geboren worden und hatte in Hamburg Abitur gemacht. Er war - nach Vorkriegskontakten zur amerikanischen Hochfinanz - von 1923 bis 1939 - mit einer Unterbrechung von 1930 bis 1933 - Reichsbankpräsident. Er gehörte zu den Hauptangeklagten im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess. Er wurde aber auf Fürsprache des - sich in seinen Büchern ziemlich Satanismus-nah äußernden - Hans-Bernd Gisevius in Nürnberg freigesprochen (s. Wikipedia). Dass auch Ernst Hermann Barth Sorge hatte, wegen einer nationalsozialistischen Vergangenheit angeklagt zu werden, ging ja schon aus Angaben hervor, die in unserem erstgenannten Beitrag (3) angeführt wurden.

Wie nun die Namen seiner "überall bekannten" Frau und seines Sohnes, eines schon verstorbenen evangelischen Pfarrers, lauteten, ist einstweilen noch offen. Auch die offizielle heutige Fraternitas Saturnis darf sich natürlich bezüglich all dieser Fragen angesprochen fühlen. Denn soweit uns bekannt, hat sie noch keine offizielle geschichtswissenschaftliche Untersuchung ihrer "braunen Wurzeln" durchgeführt oder durchführen lassen. Also jener "braunen Wurzeln", die bei ihr so nahe liegend sind wie beim bundesdeutschen Auswärtigen Amt, beim bundesdeutschen Innenministerium, beim bundesdeutschen Verfassungsschutz, beim Bundesnachrichtendienst, beim Bundeskriminalamt, und bei all ihrer vielen Presseabteilungen, landläufig genannt "Spiegel", Springer und Co..


/ Ergänzungen und Kürzungen: 13.3.16, 
neue Einleitung: 9.4.16/

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  1. Die Bundeswehr - Magazin des deutschen Bundeswehrverbandes, Februar 2015, S. 78 (Gedenken), http://www.erh-donau-iller.de/files/Die-Bundeswehr-02_2015.pdf
  2. Gregorius, Gregor A. / Mstr. Giovanni: Chronik der Loge "Fraternitas Saturni", mit Beiträgen von Frater Johannes, Meister Giovanni, Gregor A. Gregorius, Meister Amenophis, Meister Mathisius. Fraternitas Saturni, Orient Berlin o. J. (27 S.)
  3. Bading, Ingo: E.P.H. Barth, ein vatikantreuer, satanistischer Freimaurer im Reichssicherheitshauptamt? GA-j!, 17. März 2011, http://studgenpol.blogspot.de/2011/03/ein-vatikantreuer-satanistischer.html

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