Samstag, 1. Februar 2014

Rhonda Byrne's neuer "Bestseller"

"Hero" - Ein neues Buch aus Australien

Zur Zeit ist das Buch „Hero“ der Australierin Rhonda Byrne „Bestseller“1. Beim gelangweilten Stöbern im Supermarkt kann man auf dieses stoßen und kann die Worte, die die Autorin diesem Buch vorangestellt hat, überraschenderweise doch mit sehr viel Zustimmung lesen. Und mit daraus sich ergebender Neugier auf das Buch. Mitten im Supermarkt ist man plötzlich in eine andere Welt gestellt:
Sie sind etwas ganz Besonderes. Sie sind geboren, um etwas zu sein und zu tun, zu dem kein anderer unter den sieben Milliarden Menschen auf dieser Erde in der Lage ist. Sie sind dazu bestimmt, ein besonderes Leben zu führen und eine ganz besondere Reise zu unternehmen. In diesem Buch geht es um diese Reise. (…)
Dieses Buch handelt von einer Geschichte. (…) Sie handelt vom Helden und seinem mutigen Weg auf dieser Erde. Unser Planet ist voller Schönheit – riesige Ozeane, Berge, Urwälder, atemberaubende Küsten, weite Ebenen und eindrucksvolle Tiere und Geschöpfe aller Art -, und neben der Schönheit der Natur steht die ganze Freude der Menschen, die auf unserer Erde wohnen. Doch der Held muß entdecken, daß Menschenleben auf dieser Erde auch voller Herausforderungen ist. Wachstum kann weh tun, ob in der Kindheit, in der Jugend, als Erwachsener oder schließlich im Alter. Jeder Mensch erlebt körperliches Leiden, Armut, Trauer und letztlich auch den Tod.
Auf unserem Planeten finden wir beides, Freude und Leid, denn in unserer schönen Welt gilt das Prinzip der Dualität – es ist die Welt der Gegensätze. (…) Diesen Gegensätzen begegnen wir auf jeder Ebene unseres Daseins. Wir haben Freunde und Feinde, verlieben uns und erleben das Ende einer Liebe, erfahren Geborgenheit und Unsicherheit, Reichtum und Armut, Glück und Verzweiflung, und in jedem Menschen stecken gute und schlechte Eigenschaften. Alles hier auf Erden hat auch seinen Gegensatz. (...)
Selbst durch die größten Schwierigkeiten, so Ihr eigener Entschluß, würden Sie sich nicht davon abhalten lassen, den Helden in sich zu entdecken. Es war Ihr Wunsch, den Weg des Helden zu gehen … Sie sind der Held in dieser Geschichte.
Sie sind nicht ohne Rüstzeug, wenn Sie sich auf den Weg des Helden begeben. Denn seit Ihrer Geburt sind Sie mit ungeheuer kraftvollen Fähigkeiten ausgestattet, die es Ihnen ermöglichen, Ihre Träume zu erkennen und jede Prüfung, jedes Hindernis auf Ihrem Weg zu überwinden und jede Herausforderung zu bewältigen. Als Sie in unsere materielle Welt mit all ihren Grenzen geboren wurden, mußten sich aber auch Ihr Geist und Ihr Bewußtsein in diese Grenzen fügen, und deshalb erinnern Sie sich nicht mehr an Ihre wahre Natur und auch nicht an die kraftvollen Fähigkeiten, die in Ihnen schlummern. Diese gilt es nun neu zu entdecken.
Nur wenn Sie den Weg vollenden und nur wenn Sie die höchsten menschlichen Eigenschaften in sich zum Leben erwecken können, werden Sie schließlich ein Held sein. Dann wird Ihr Herz erfüllt werden von einer neuen Aufgabe, nämlich mit den auf Ihrem Weg gewonnenen Erkenntnissen all jenen zu helfen, die gerade auf den Weg des Helden aufbrechen.
"Hero" von Rhonda Byrne, 2013
Man findet nun etwa in den Leserrezensionen auf Amazon, daß dieses Buch auf sehr gegensätzliche Meinungen trifft. Und auch indem ich in den Film „Secret“ hineinschaue, mit dem Rhonda Byrne bekannt geworden ist, bekomme ich nicht das Gefühl, daß es Sinn macht, sich mit dieser Autorin und ihrem Schaffen intensiver zu beschäftigen und für dieses Werbung zu machen. Der Film ist mir jedenfalls bei weitem zu süßlich und zu – „amerikanisch“. Offensichtlich wird zum Beispiel der Erfolg des Helden tatsächlich, wie viele Leser kritisch anmerken, vorwiegend in finanziellen, wirtschaftlichen Erfolgen gesehen.

Ohne jedenfalls etwas über die sonstigen Inhalte der Bücher und Filme von Rhonda Byrne sagen zu wollen, kann man diese Worte, die sie ihrem neuen Buch voranstellt, trotzdem mit viel Zustimmung lesen. Sie erzeugen doch eine große Erwartungshaltung. Oder etwa nicht?

Womöglich muß das Buch, das solchen geweckten Erwartungen dann auch wirklich entspricht, noch geschrieben werden? Wer schreibt es? Soll ich schreiben? Schreiben Sie es, liebe Leserin, lieber Leser? Denn eines ist sicher: Nur ein Held kann es schreiben … Ein Held, der mit seiner Persönlichkeit dem Gang der Geschichte seinen Stempel aufdrückt.

Wer möchte, kann natürlich in diesen Worten auch jene thymotischen Energien" ausgedrückt und angesprochen sehen, von denen Peter Sloterdijk in "Zorn und Zeit" schreibt. Auch hinsichtlich dieses Buches sind ja notwendigerweise zu schreibende Fortsetzungen noch nicht erschienen ... Übrigens fällt dieses Thema, wie ich bei der Verschlagwortung gerade merke, mehr in den Bereich der Moral, als den der Ethik. Was es noch einmal so spannend macht. Michael Schmidt-Salomon, der, soweit ich sehe, bisher vor allem die Ethik behandelt hat (im Sinne eines aufgeklärten Hedonismus), dürfte - im mindesten - eine deutliche Erweiterung finden in dem hier angekündigten Weg des Helden durch die Weltgeschichte, und den Quellen, aus denen der Held seine Kräfte bezieht für diesen Weg ...

Es sind hier noch deutliche andere Motivationen angesprochen, als jene, darauf zu achten, daß es in dieser Welt einigermaßen "fair" zugeht. Meinen Sie nicht? Will heißen: Es ist von echtem Altruismus die Rede, nicht nur von der lauwarmen tit-for-tat-Ethik, die für sich genommen die menschlich-soziale Welt bestenfalls in  stabileren Phasen der Weltgeschichte in jenem Zustand zu erhalten geeignet ist, in dem sie sich gerade befindet. Die aber in solchen Umbruchszeiten wie den heutigen noch nicht einmal ausreichend für die Erhaltung und Stabilisierung des gegenwärtigen Zustandes zu sorgen geeignet erscheint. Geschweige denn für das Voranbringen der Weltgeschichte hin zu einem neuen, stabileren Zustand.

Und damit dürfte dann das Thema doch wieder zurück in den Bereich der Ethik gelangen. Denn, wie soll man es denn sagen: In komplexen, arbeitsteiligen Tiergesellschaften wird, wenn diese in Notzeiten geraten, quasi jedes Individuum der Gemeinschaft zu einem den Tod verachtenden Helden. Dieser Verhaltenswechsel wird im Tierreich in Lebensgefahr zur Selbstverständlichkeit. Wenn der Mensch in ähnlichen Notzeiten ähnlich handelt, erhebt er sich also noch keineswegs allein dadurch über das Tierreich. Er hat dann womöglich erst quasi eine "moralische Nulllinie" erreicht, auf der jedes Tier womöglich ganz selbstverständlich steht. Oder gibt sich ein Tier allein hedonistischen Verhaltensantrieben hin, wenn es oder seine Gemeinschaft sich in Todesgefahr befinden?

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1 Byrne, Rhonda: Hero. Knaur, 4. Dezember 2013 (Amau., GB)   

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