Mittwoch, 26. Dezember 2012

"Wenn Politiker vergewaltigen ..."

Wie in Indien, so anderwärts
Abb.: "Bestraft Vergewaltiger, nicht Protestierende"
In Indien ereignen sich derzeit Massenproteste in Reaktion auf den brutalstmöglichen Fall der Vergewaltigung einer jungen Studentin durch sechs Männer in einem privaten Bus, der als ein öffentlicher vorgetäuscht worden war. - Aber worum geht es bei diesen Protesten eigentlich? Christine Möllhoff schreibt im Tagesspiegel (vom 24.12.2012):
Der Zorn der Demonstranten richtet sich vor allem gegen Regierung und Polizei, denen sie Untätigkeit vorwerfen. So ist ein großer Teil der Polizisten in Delhi zum Schutz von Politikern abgestellt. "Die Anti-Vergewaltigungs-Proteste in Delhi zielen in Wahrheit auf eine politische Klasse, die selbst Bodyguard-Schutz genießt, sich aber wenig um die Sicherheit der Bürger schert", meint der Analyst Brahma Chellaney.

Wie sehr die Politik Gewalt gegen Frauen als Kavaliersdelikt sieht, zeigt sich daran, daß fast alle Parteien Politiker in ihren Reihen haben, gegen die wegen sexueller Delikte ermittelt wird. "Eine Gesellschaft, die wegschaut, wenn Politiker vergewaltigen, rauben, kidnappen und töten, lädt Ärger ein", meint Shobdaa De.
Wer viele Beiträge hier auf dem Blog gelesen hat, wird für die hier berichteten Proteste Sensibilität entwickelt haben. Ähnliches hat die SPD-Bundestagsabgeordnete Renate Rennenbach ebenfalls erfahren, als sie herausbekommen wollte, warum die Parteien des Deutschen Bundestages nicht entschiedener gegen Elitären Satanismus vorgehen. Indien, so muß man also schlußfolgern, wenn man viele vereinzelte Medienberichte zusammen nimmt, ist überall. Ist in Portugal, in Spanien, in Belgien, in Frankreich, in Deutschland, in den USA.

"Gegen Politiker aller Parteien wird wegen sexueller Delikte ermittelt"

Selbst in jenem Fall, der die Proteste ausgelöst hat, scheint die indischen Polizei wieder nicht astrein zu ermitteln (DW, 25.12.2012):
Welche Rolle spielt die Polizei?
Möglicherweise gibt es auch eine Verwicklung der Polizei in den Fall. Tatsache ist jedenfalls: Die Regierungschefin von Delhi, Sheila Dikshit, reichte eine Beschwerde bei Innenminister Sushilkumar Shinde ein, derzufolge ranghohe Polizeibeamte Druck auf eine Richterin ausgeübt haben sollen, als sie das Opfer mehrere Tage nach der Tat erstmals kurz befragen konnte.

Wie die Zeitung "Times of India" berichtet, sollen die Polizisten die Richterin aufgefordert haben, die Befragung nicht auf Video aufzunehmen sowie einen von ihnen vorbereiteten Fragebogen zu verwenden. Als sie sich weigerte, sollen die Polizisten ungehalten gewesen sein.

Die Polizei wies die Vorwürfe zurück. Aus Ministeriumskreisen verlautete, wahrscheinlich werde wegen der Vorwürfe eine Ermittlung eingeleitet und diese Untersuchungen sollten von einer Frau geführt werden. Das Ministerium nehme die Vorwürfe sehr ernst.
Klingt das nicht alles höchst "bekannt"? Wann wird es zu solchen Massenprotesten auch in Deutschland kommen? In Belgien hat es sie nach dem Dutroux-Fall schon gegeben. So weit übersehbar bis heute folgenlos.

"Ranghohe Polizeibeamte übten Druck auf eine Richterin aus"

In Indien soll außerdem die Frauenverachtung außerordentlich stark verbreitet sein. Besonders krass ist auch der folgende Fall in Indien (lt. Tagesspiegel):
In Ranchi im Bundesstaat Jharkhand reagierten Menschen nun selbst mit Gewalt: Dort steinigten 100 wütende Dorfbewohner, die meisten Frauen, fünf Männer, die Mädchen beleidigt hatten, zu Tode. Unter den Toten war ein Jugendlicher, der bereits wegen Vergewaltigung verurteilt, aber auf Bewährung freigelassen worden war. 30 Dorfbewohner stellten sich danach freiwillig der Polizei und übernahmen die Verantwortung dafür, daß die fünf Männer getötet wurden.
(Siehe etwa auch Süddeutsche.) Gerade erst gestern ist hier auf dem Blog im Videoblog gesagt worden, daß das Autorenehepaar Trimondi die These vertritt, der tantrische Buddhismus bestünde in seinem Kern in der Frauenverachtung. Wenn das wahr ist, wäre die Religion des Buddhismus wahrhaftig keine Gegenkraft gegen die derzeitigen Zustände in Indien - eher wohl das Gegenteil. Und dann wäre zu fragen, welche Rolle in diesem Zusammenhang elitäre Männerklügel, -gesellschaften, -bünde und Priesterkasten spielen. In Neu Delhi und anderwärts.

Sonntag, 23. Dezember 2012

Jetzt wird's "persönlich"!

Schon vor fast anderthalb Jahren habe ich das folgende Video aufgenommen als ein erster Versuch für "Videobogging". Der Mut zur Veröffentlichung fehlte mir dann aber doch! :-) (Wer stellt sich schon gerne ungefragt ins Rampenlicht.)


Aber jetzt, anderthalb Jahre später, finde ich es doch zumindest nicht so schlimm, als daß man es nicht dennoch veröffentlichen könnte. Natürlich, alles könnte noch professioneller sein. Zum Beispiel sollte ich mir wohl noch genauer überlegen, wo ich eigentlich genau hingucken will, wenn sich die Zuschauer von mir angesprochen fühlen sollen.

Aber es scheint doch, daß man auf einem solchen Blog wie dem vorliegenden mit solchen Videoaufnahmen einmal ein bischen "persönlicher" werden kann. Und daß man den Lesern einen persönlicheren Eindruck von dem Hauptautor dieses Blogs geben kann. (Wer sich eh von Figuren wie den heutigen Politikern "berieseln" lassen muß, so meine Hauptentschuldigung, der wird wohl auch so einen "Otto Normalbürger" wie mich verkraften können.)

Es ist einfach die Rede von Büchern, die ich damals, vor anderthalb Jahren,  gerade zu lesen begonnen hatte: Eduard Schure "Die großen Eingeweihten", Trimondi "Der Schatten des Dalai Lama", Neuberger "Winkelmaß und Hakenkreuz", Ralf Melzer ... Allerdings ist keines dieser Bücher seither ausführlicher auf diesem Blog behandelt worden. Ein Grund mehr, dafür nun dennoch stattdessen einmal wenigstens dieses Video zu veröffentlichen. 

Eine Weihnachtsbotschaft enthält es nicht. Aber davon gibt es eh viel zu viele.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Berlin, April 1945 - Verteidigung von Moltkebrücke und Reichstag

"Der Untergang" - nicht im Führerbunker, sondern rund um das ehemalige Generalstabsgebäude im Spreebogen
- Eine Zusammenstellung von Erlebnisberichten

Studiert man die Geschichte der Kämpfe innerhalb der Stadt Berlin Ende April 1945, tut sich eine Kluft auf. Jene Schilderungen, die sich vor allem an den sowjetischen kriegsgeschichtlichen Erinnerungen und Darstellungen orientieren - und das scheint die Mehrheit der Darstellungen derzeit zu tun - erwecken den Eindruck, als ob ungeheure Truppenmassen in diesen Kämpfen zum Einsatz gekommen seien. Als ob bei der Eroberung einzelner Brücken und einzelner Gebäude nicht nur mehrere Regimenter kurz nacheinander oder gleichzeitig zum Einsatz gekommen seien, sondern dabei auch einzelne Regimenter vollständig aufgerieben und vernichtet worden wären. (Ein Regiment umfaßte etwa 1000 bis 1500 Soldaten.)

Liest man dann jedoch Schilderungen dieser Kämpfe, die sich an den Erinnerungen von Soldaten orientieren, die auf deutscher Seite kämpften, glaubt man im ersten Augenblick "in einem völlig anderen Film" zu sitzen, von einem völlig anderen Geschehen zu lesen. Einzelne Gruppen, höchstens in Kompagniestärke, also zwischen 10 und 100 Mann, verteidigen nicht nur einzelne Gebäude und Brücken, sondern oft ganze Straßenzüge. Höchstens noch zeitweise und wirkungsvoll unterstützt von ständig im ganzen Stadtbereich hin- und herwechselnden einzelnen Tiger-Panzern und Sturmgeschützen, von weiter rückwärts positionierten einzelnen Panzer- und Fliegerabwehrkanonen und von dem sehr wirkungsvollen Feuer der weitreichenden Fliegerabwehrabwehrkanonen auf den vier großen Flakbunkern Berlins. Zum Beispiel am Bahnhof Zoo und im Humboldthain, die erst nach der Kapitulation Berlins von den sowjetischen Truppen eingenommen werden konnten. Und im ersten Augenblick denkt man, die deutschen Schilderungen seien zu "bruchstückhaft", zu sehr "ohne Zusammenhang", um sie als den sowjetischen gleichwertig gegenüberstellen zu können.

Bis einem dämmert: Nein, so wird es tatsächlich gewesen sein. Einzelne Gruppen von 10 bis 100 Soldaten haben ganze Regimenter, ja, Divisionen aufgehalten. Und die sowjetische Kriegsgeschichtsschreibung zählte zu den kämpfenden deutschen Einheiten in Berlin nach dem Krieg noch alle ebenfalls uniformierten Männer dazu - wie Angehörige der Feuerwehr oder der Post - , ebenso wie die oft lächerlich bewaffneten deutschen Volkssturmeinheiten, von denen sich viele noch vor oder bei Beginn der Kämpfe verliefen und von denen nur wenige wirkungsvoll Widerstand leisteten und leisten konnten. Denn nur so konnte offenbar der zahlenmäßige Eindruck, den die sowjetischen Truppen von ihrem Gegenüber hatten, auch in der Kriegsgeschichtsschreibung aufrecht erhalten werden.


Abb. 1: 28. bis 30. April 1945 - Vorstoß über die Moltkebrücke (s.a. b)

Dieser Umstand kann recht gut erläutert werden anhand der Verteidigung der Moltkebrücke und des deutschen Generalstabsgebäudes südlich dieser Brücke auf dem Weg zum Reichstag (1). Das deutsche Generalstabsgebäude befand sich exakt dort, wo sich heute das Bundeskanzleramt befindet (die "Bundeswaschmaschine"). Die Moltkebrücke gibt es heute noch und führt von dort zum heutigen Berliner Hauptbahnhof.

Dieses damalige Generalstabsgebäude ist - entgegen des Eindruckes, den die russischen Berichte (siehe: 1) erwecken - soweit übersehbar - vor Ort nur von 15 Soldaten auf deutscher Seite verteidigt worden. (Vorbehaltlich weiterer Erkenntnisse!) Zwar konnte auch von den deutschen Einheiten, die das Reichstagsgebäude verteidigten, auf die Moltkebrücke geschossen werden, außerdem wurden im Ernstfall noch zusätzlich einzelne Tiger-Panzer und Sturmgeschütze zu Hilfe gerufen. Aber im wesentlichen wurden die entscheidenden Stellen im nördlichen Tiergarten - Moltkebrücke, Generalstabsgebäude, Krolloper, Reichstag - nur jeweils von Kampfgruppen von 10 bis 15 Mann auf deutscher Seite verteidigt. Selbst nachdem man die folgenden Berichte zusammen gestellt hat, bleiben Zweifel, ob das überhaupt hat möglich sein können.

Befehlshaber Mohnke - er schwieg nach 1945

Einer der Gründe dafür, daß es von deutscher Seite keine gute und brauchbare, zusammenhängende Darstellung über die letzten Kämpfe in Berlin-Mitte zu geben scheint, ist der, daß der letzte militärische Befehlshaber des innersten Verteidigungsbereiches der Reichskanzlei und des Berliner Regierungsviertels Ende April 1945 der SS-Brigadeführer Wilhelm Mohnke (1911-2001) (Wiki, engl.) war (2-10). Und dieser scheint bis zu seinem Lebensende keine zusammenhängende Darstellung der von ihm befehligten Verteidigungsbemühungen gegeben zu haben. Ebensowenig andere Führungsoffiziere. 

Korrektur/Ergänzung 18.12.2021: Diese Angabe muß insofern korrigiert und ergänzt werden, als der "Reichsjugendführer" Artur Axmann (1913-1996) (Wiki) 1995 seine Erinnerungen in Buch und Interview veröffentlicht hat (15, 16). Im Buch berichtet er, daß er in sehr enger Verbindung zu Mohnke stand während der Endkämpfe um Berlin und das Regierungsviertel. Er selbst hatte an der Ostfront 1941 seinen rechten Arm verloren, konnte deshalb also nicht selbst an den Kämpfen teilnehmen.

In seinen Erinnerungen erhält man dennoch einen vergleichsweise detaillierten Eindruck von diesen Endkämpfen - aber auch von den Vorgängen im Führerbunker (15, 16).  Er berichtet auch von einem ähnlichen letzten Gespräch mit Hitler (15, S. 443f) wie es auch Mohnke geführt hat (siehe gleich).

Ende 2007 erschien über Wilhelm Mohnke ein Buch (8). Und aus diesem Anlaß berichtete ein Amazon-Rezensent mit dem Kürzel "Stubaf" (3.1.2012):

Der Verfasser dieser Rezension hat in den 1980er und 1990er Jahren mehrfach die Gelegenheit gehabt, mit dem Brigadeführer (Mohnke) fachliche Gespräche zu führen. Wilhelm Mohnke war eindeutig politischer Soldat (und das bis zu seinem Tode), der sich ganz bewußt schon lange vor der Machtergreifung zur Schutzstaffel gemeldet hatte. Niemals hatte Mohnke Distanzierungen oder kritische Äußerungen gegenüber ehemaligen Vorgesetzten oder Kameraden abgegeben. Fischer gibt als Kronzeugen für sein Elaborat auch noch Sturmbannführer Otto Günsche an. Jeder, der Otto Günsche kannte, weiß, daß man mit Günsche über alles sprechen konnte, nur nicht über die letzten Tage in der Reichskanzlei.

Daraus wird deutlich, daß Mohnke auch gegenüber Hitler selbst bis zu seinem eigenen Tod kein besonders kritisches Verhältnis scheint gewonnen zu haben. Ähnliches geht aus den Erinnerungen des zwei Jahre jüngeren Artur Axmann hervor, der im Jahr 1928 als 15-jähriger Schüler und Sohn einer alleinerziehenden Industriearbeiterin mitten im kommunistischen Wedding die dortige Hitler-Jugend gegründet hatte, und der in seiner Gefolgschaft Hitler-Jungen hatte, die in der "Kampfzeit" von Kommunisten ermordet worden waren (15, 16).

Letzte Gespräche mit Hitler

Mohnke war gar ebenfalls kein besonders unbedeutender Soldat und Nationalsozialist. Seit 1933 hatte er bei der SS gedient. Schon 1933 hatte er zur "Stabswache" in Berlin gehört. Entsprechend nahe sind ihm wohl deshalb auch - ähnlich wie Axmann - die letzten Kämpfe um das Regierungsviertel im April 1945 gegangen. In einem der letzten Gespräche, das Mohnke mit Hitler führte, äußerte Mohnke:

"Was wir 1933 wollten, haben wir nicht ganz geschafft, mein Führer."

Selbst für diese wenigen kritischen Worte wurde Mohnke wenig später von Martin Bormann kritisiert, mit dem er auch noch ein zweites mal zusammen stieß, als Mohnke keine Männer zur Verfügung stellen wollte, als Bormann eine Telefonleitung zu den Russen gelegt wissen wollte. Sehr kritische Worte findet auch Artur Axmann über Martin Bormann. Axmann gilt auch als Zeuge des Todes von Bormann.

Axmann selbst hat offenbar noch ein ausführlicheres letztes Zwiegespräch mit Hitler geführt. In diesem fragte Axmann (15, S. 444):

"Was wird aus unserem Volk? Wir haben doch in der Überzeugung gelebt, daß unsere Geschichte erst am Anfang steht. Bismarck hat das Zweite Reich geschaffen. Unter Ihnen wurde der Klassenkampf überwunden und die politische Einheit mit dem Inhalt der Volksgemeinschaft erfüllt. Sie brachten Ihre Heimat in das Reich zurück. Wir können doch jetzt nicht am Ende unserer Geschichte stehen, das kann doch nicht das Ende sein!"
Nach einem Augenblick der Stille äußerte sich Hitler dazu: "Mich packt das Grauen, wenn ich daran denke, wie unsere Feinde die Einheit zerschlagen und das Reich zerstückeln werden. Es geht jetzt um das nackte Überleben unseres Volkes, um das nackte Überleben. Das Volk hat so viel Leid erfahren müssen. Wenn es die Leiden, die jetzt noch folgen werden, als schicksalsverbundene Volksgemeinschaft erträgt, dann wird es auch wieder einen Aufstieg geben." Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: "Ideen leben nach ihren eigenen Gesetzen fort. Ich glaube, es wird etwas ganz Neues kommen."

Da man auch sonst nicht den Eindruck gewinnt, daß Axmann sich in seinen Erinnerungen irgend etwas "ausgedacht" hat, sondern daß er sehr sachlich berichtet, wird man auch von diesen Worten annehmen müssen, daß sie korrekt überliefert sind. Aus ihnen spricht weniger der sonst aus diesen Tagen von Hitler überlieferte "Nach mir die Sintflut"-Gedanke heraus. Hitler wollte auch nicht, daß Axmann aus "Treue" bei ihm blieb. Er hätte dazu gesagt:

"Was wollen Sie bei einem toten Mann? Ihr Platz ist bei den Lebenden."

Mohnke hatte auch von Anfang an am Zweiten Weltkrieg teilgenommen, zumeist als Offizier unter dem SS-General Sepp Dietrich. Schon früh hatte sich Mohnke um die Aufstellung von reinen SS-Panzerdivisionen bemüht. 1944 hatte er im Rahmen der 12. SS-Panzerdivision "Hitlerjugend", die nach der Niederlage von Stalingrad auf Anregung von Artur Axmann als Freiwilligen-Division gegründet worden war, als Regimentsführer in der Normandie gekämpft, vor allem bei der Verteidigung von Caen. Er erhielt dabei das Ritterkreuz. Aufgrund dieser Umstände kannten sich Axmann und Mohnke auch persönlich. 

Im Internet finden sich viele Fotos von Wilhelm Mohnke aus diesen Jahren, oft bei dem Anlaß, wie er von seinem Vorgesetzten Sepp Dietrich mit einem neuen Orden ausgezeichnet wird. In der Ardennen-Offensive war Mohnke wiederum in einer führenden Position eingesetzt. 

Erst Mitte April 1945 ist Mohnke dann zur Reichskanzlei abkommandiert worden und von Hitler zum Befehlshaber über den Verteidigungsbereich Zitadelle (Regierungsviertel) ernannt worden. Die nach ihm benannte Kampfgruppe Mohnke bestand aus neun Bataillonen. Leider sind auch mit der neuen Buchveröffentlichung über ihn nicht allzu viele neue Erkenntnisse gewonnen worden über die Vorgänge in seinem Befehlsbereich.

Mohnke wurde in einer Zeitschrift wie dem "Spiegel" immer wieder einmal als Zeitzeuge angeführt, etwa über Details im Führerbunker rund um Hitlers letzte Tage und über Ereignisse daselbst nach dem Tod Hitlers. Mohnke spielte auch Anfang der 1980er Jahre eine Rolle, als es um die angeblichen "Hitler-Tagebücher" ging (vgl. Spiegel). Aber all das bezieht sich nicht auf detaillierte Erinnerungen an die Einsätze der Kampfgruppe Mohnke, wie sie auch die zitierten Amazon-Rezensenten vermissen.*)

Auf dem englischen Wikipedia heißt es zu Mohnke (unter Berufung auf Thomas Fischer) (Wiki):
Er bildete die Kampfgruppe Mohnke und diese bestand aus zwei schwachen Regimentern. Sie bestand aus der LSSAH Flak-Kompagnie, bestehend aus dem LSSAH Ausbildungs- und Ersatzbattalion aus Spreenhagen (unter SS-Standartenführer Anhalt), aus 600 Mann des Begleit-Bataillon's Reichsführer SS, der Führer-Begleit-Kompagnie, wobei die Kerngruppe sich aus 800 Männer der Leibstandarte (LSSAH) SS, dem Leibwache-Battalion bildete (das dazu bestimmt war, den Führer zu schützen).
He formed Kampfgruppe Mohnke (Battle Group Mohnke) and it was divided into two weak regiments. It was made up of the LSSAH Flak Company, replacements from LSSAH Ausbildungs-und Ersatz Battalion from Spreenhagen (under SS-Standartenfuhrer Anhalt), 600 men from the Begleit-Bataillon Reichsführer-SS, the Führer-Begleit-Kompanie and the core group being the 800 men of the Leibstandarte (LSSAH) SS Guard Battalion (that was assigned to guard the Führer).

Es gibt auch ein Foto, das Mohnke in russischer Kriegsgefangenschaft zeigt und eines, unmittelbar nach seiner Entlassung aus dieser im Jahr 1955 (beide male mit Bart). Und es gibt eines von ihm aus dem Jahr 1988, das im "Spiegel" veröffentlicht worden ist.

24. April - Verteidiger der Moltkebrücke werden abgezogen zur Verteidigung der Frankfurter Allee

Über die Erstürmung des Reichstages und die deutschen Verteidiger wird berichtet:

According to the book "With our backs to Berlin", the commander of the the defence of the Reichtag was SS-Lieutenant (SS-Oberstürmführer) Babick of the 2nd Regiment of the SS-Leibstandarte Adolf Hitler. With him was the "Potential leaders company" of Spreehagen, about 100 man strong. Also, about 250 sailors sent to Berlin by Dönitz to protect the fuhrer ended up defending the Reichtag, being called "The Dönitz contribution". Further, a company of paratroopers from the 9th Parachute Divison, plus appox 100 Volkssturm and stragglers defended the Reichstag. In all, no more than 550 combatants as opposed to the 5000 Russians attacking.

In einem früheren Beitrag (1) sind schon Darstellungen - entnommen vor allem von Wikipedia - gebracht worden, die sich an der sowjetischen Kriegsgeschichtsschreibung zu diesem Geschehen orientieren. Im vorliegenden Beitrag sollen diese durch die Berichte deutscher Überlebender ergänzt werden, vornehmlich zusammengestellt anhand einer sehr brauchbaren Dokumentation von Wolfgang Venghaus zu diesen Ereignissen (erschienen 1997/98) (11).

Der Ordonnanzoffizier und Untersturmführer Helmut Triebel hatte südlich Frankfurt/Oder zur "Kampfgruppe Becker" gehört, die sich aus Mitarbeitern des SS-Wirtschafts- und Vewaltungshauptamtes und seiner "Führerschule" in Arolsen zusammensetzte. Da er schon am 16. März verwundet worden war, gelangte er am 21. April als Genesender nach Berlin. Er berichtet (11, S. 351f):

Die Dienststellen der zuständigen Führer waren nicht mehr besetzt. Wir fanden allerdings dann sehr schnell, was wir suchten: eine Kampftruppe, die aus Angehörigen des Hauptamtes zusammengestellt war, und deren Führung ein alter Bekannter aus Arolsen, Hstuf. Mrgalla, übernommen hatte. Es war ein ziemlich gemischter Haufen in Batl.-Stärke, in dem alte und junge, ohne und mit Fronterfahrung versehene Dienstgrade vertreten waren, die für die nächsten Tage einen Teil der "Kampfgruppe Mohnke" bilden sollten. 
(Ein Bataillon sind in der Friedensstärke 500 bis 600 Mann.) Er fuhr zur Kaserne der SS-Leibstandarte Adolf Hitler in Lichterfelde (der früheren Kadettenschule), um schwere Waffen (MG und Granatwerfer) abzuholen. Dort wurde er aber von dem Standartenführer Anhalt als Ordonnanzoffizier übernommen:
Der Kommandeur, Staf. Anhalt, teilte seinen Bereich dann so auf: Rechts eingesetzt Batl. Mrugalla von Bahnhof Friedrichstraße entlang der Spree nach Westen, in einem auf Südwest schwenkenden Bogen um das Reichstagsgebäude bis zum Straßenkreuz Moltkestraße-Siegesallee. Dort Anschluß an das II. Bataillon (...), das im weiteren Verlauf der Moltkestraße (gemeint wohl Siegesallee?) einen Bogen durch den Tiergarten, südlich vom Potsdamer Platz und dem Luftfahrtministerium vorbei wieder bis zur Friedrichstraße beziehen sollte. 
Über den 24. April schreibt er, wobei zu bemerken ist, daß eine Kompagnie etwa aus 150 Soldaten besteht (11, 352f):
Bei den Bataillonen verlief das Beziehen der Stellungen zunächst planmäßig, doch schon in den Abendstunden kam der Befehl, das Btl. Mrugalla herauszuziehen und im Osten der Frankfurter Allee als Auffangreserve einzusetzen. (...) Nunmehr mußte sich das II. Btl. über den ganzen Regimentsbereich ausdehnen, was nur durch stützpunktartige Besetzung der Linie geschehen konnte. Zum Beispiel hatte eine Kompagnie den großen Bogen innerhalb des Tiergartens zu verteidigen, so daß nur alle 50 m ein Schützenloch besetzt werden konnte.

Andererseits hatten mehrere Batterien ihre Feuerstellung auf den freien Flächen des Tiergartens eingerichtet. (...) Ab 28.4. war dieser Teil unseres Verteidigungsabschnittes praktisch durch die weitmaschige Schützenlinie überhaupt nicht gesichert, so daß ein energischer russischer Stoßtrupp schon zu diesem Zeitpunkt nach Überwindung der Spree zwischen Reichstag und Krolloper in den Tiergarten hätten eindringen können. Aus diesem Grund hatte Staf. Anhalt einen Zug Grenadiere als Regimentsreserve im Bereich des Gef. Stands in Höhe Brandenburger Tor - Schweizer Botschaft angeordnet. Dies blieb die einzige Sicherung bis zur letzten Stunde vor dem Ausbruch; und es ist mir noch heute ein Rätsel, warum die Russen diese schwache Stelle nicht festgestellt und genutzt haben.
Es ist immer zu berücksichtigen, daß jeder einzelne Erlebnisbericht nicht den Gesamtüberblick hatte und nur Teilausschnitte aus dem Geschehen wiedergeben kann. Aber indem man viele solche einzelnen Erlebnisberichte zur Kenntnis nimmt, formt sich doch allmählich ein Eindruck vom Gesamtgeschehen auf deutscher Seite.

28. April - 15 Fallschirmjäger verteidigen das Generalstabsgebäude

Die eben genannte Lücke wurde unter anderem auch von einer Einheit gestopft, von der Helmut Triebel gar nichts scheint mitbekommen zuhaben, oder die er zwischenzeitlich wieder vergessen hatte. Sie stand unter dem Befehl eines Herbert Kuntze. Dieser war Chef der 1. Batterie Fallschirmjägerflakabteilung 11 in der im Dezember 1944 neu aufgestellten 9. Fallschirmjäger-Division. Diese Division war die erste, die unter dem massiven Trommelfeuer und Ansturm der Sowjets auf die Seelower Höhen zusammengebrochen ist - zum großen Zorn von Hermann Göring. Teile dieser Division konnten sich nun nach Berlin-Mitte retten. Zu ihnen zählte auch Herbert Kuntze und seine Einheit. Er berichtet über seine weiteren Erlebnisse (11, S. 206 - 208):

Ich erfuhr, daß der Abschnitt um das Reichstagsgebäude einschließlich des südlichen Spreeufers unter dem Befehl des Obersturmführers Babick stand. Babick hatte seinen Befehlsstand im Keller des Reichstags-Präsidialgebäudes. Ihm wurde ich einsatzmäßig unterstellt. (...)

Am 28. 4. teilte mir Ostuf. Babick mit: "Der Führer wünscht, daß Sie mit ihren Männern das Gebiet an der Moltkebrücke abriegeln."
Es wurden also am 28. April doch noch Soldaten in die Frontlücke geschickt. Und sogar Adolf Hitler selbst hat offenbar ihren Einsatz befohlen. Kuntze weiter:
Hier stand als Ruine das Gebäude des Kaiserlichen Generalstabes. (...) Mit etwa 15 Mann (Offz./Uff./Mannschaften) schlurfte ich durch den Tunnel (Tunnel für die Versorgungsleitungen) vom Reichstags-Präsidialgebäude in das Reichstagsgebäude.
/ Nebenbei: Offenbar - oder möglicherweise - handelt es sich um den gleichen Tunnel, durch den die Reichstagsbrandstifter 1933 in den Reichstag gelangt sind. (Siehe dazu andere Beiträge hier auf dem Blog.) / Kuntze weiter:
Im Reichstagsgebäude empfing mich mein Conschef Oblt. Franz (...) von der 5. Batterie. Er sagte mir, selbst im Reichstagsgebäude sei die Lage unübersichtlich. Von der oberen Etage (Bibliothek) wurden Handgranaten und andere Sprengkörper in die Luft- und Fahrstuhlschächte geworfen, also mußten schon einige Russen eingedrungen sein. Er machte sich daran, die Russen auszuräuchern. Ich sah riesige Ölgemälde brennen, die sich nach oben aufrollten. Plötzlich kam ein Parlamentär in deutscher Sanitätsoffiziersuniform eine Treppe herunter. Er wurde mit Schimpf und Schande weggejagt; so hatten sich die Verräter vom Komitee "Freies Deutschland" schon öfter bemerkbar gemacht. Ich werde nie vergessen, wie die Männer um Oblt. Franz in dem Inferno sangen: "Ho, ho, ho, wir sind die Männer von Navaho!" Die Angst war überwunden, es war ein Höllengesang.
(Im Netz findet sich ein "Navajolied" - das auch der Schlagersänger "Heino" gesungen hat. Dieses hat allerdings nicht jenen hier angegebenen Refrain. Möglicherweise hat Kuntze verschiedene Lieder jener Zeit durcheineinander gebracht.) Kuntze weiter:
Ich selber mußte vom Südausgang aus mit meinen Männern über den Königsplatz Richtung Moltkebrücke im Sprunglauf durch Artillerie- und Werferfeuer hindurch. Dabei schleppten wir unsere Sturmgewehre 44 und Panzerfäuste mit. (...) In den Trümmern des alten Generalstabsgebäudes richteten sich meine Männer zur Verteidigung ein. Wir sahen die Russen am anderen Spreeufer, wie sie an einer bestimmten Stelle in den Trümmern verschwanden, sicher war dort eine Befehlsstelle. Oberwachtmeister Hildebrand von der Berliner Polizei, der sich mir mit den Worten angeschlossen hatte: "De Russen in Berlin ..., nee det jeht nicht," stellte sich mit einem Karabiner an einen Baumstumpf. Er war ein ausgezeichneter Scharfschütze. Zu bemerken ist noch, daß hier, in unmittelbarer Nähe zu den Russen, kein Artilleriefeuer lag. Ich hörte sogar noch die Vögel in der Frühlingssonne tirilieren.
Die Moltkebrücke war nur halbseitig, am uns zugewandten Ende gesprengt. Später gelang es den Russen tatsächlich, über diesen Spreeübergang einzudringen. (...) Wir fanden keine weiteren Soldaten vor. Das sogenannte Himmlerhaus wurden also nicht von SS-Männern (wie später von den Russen berichtet), sondern von Fallschirmjägerartilleristen der 1./11 verteidigt. Nachdem ich meine Männer zu diesem Vorposten geführt hatte, mußte ich zu meinen im Innenministerium zurückgelassenen Leuten zurück. Diesmal scheute ich den Sprunglauf über den Königsplatz und wählte den Weg durch den Tiergarten zum Brandenburger Tor. Hierbei überholte ich einen russischen Trupp, der mit starr nach vorn gerichtetem Blick (Brandenburger Tor) im Rosengarten lag. (...).
Ich berichtete Ostuf. Babick über den ausgeführten Auftrag und bat gleichzeitig für den folgenden Tag (29.4.) um einen Panzer, mit dem ich Verpflegung für die Männer an der Moltkebrücker heranschaffen wollte. (...) Es kam ein Sturmgeschütz mit einer (7,5 cm) Langrohrkanone. Die Fahrt zu unserem Stützpunkt mit der in einer Kiste verpackten Verpflegung verlief völlig undramatisch. (...) Die Männer an der Moltkebrücke waren wohlauf und über die Verpflegung hocherfreut. Sie zeigten mir einen großen Stapel Panzerfäuste, den sie im Keller gefunden hatten. Die Russen auf dem anderen Spreeufer liefen weiter sichtbar herum. Das war das letzte Treffen mit meinem Vorposten. Der Geschützführer drängte auf Rückfahrt.

29. April - Verteidigung des Generalstabsgebäudes unter Alkohol-Einfluß?

Sollten also das Generalstabsgebäude und die Moltkebrücke allein von 15 Männer auf deutscher Seite verteidigt worden sein? Dieses "schwer einnehmbare", weil hartnäckig verteidigte Gebäude? Zumindest geht dies auch aus einem weiteren Bericht hervor, dem womöglich noch weitere Schicksale dieser Kampfgruppe im Generalstabsgebäude zu entnehmen sind. Laut Berichten deutscher Überlebender heißt es (nach Erich Kuby, 1965 im Spiegel):

Nicht nur sowjetische Chroniken, auch deutsche Zeugen erzählen vom Sturm auf den Reichstag. Der ehemalige Unteroffizier zbV der 3. Schweren Flakbatterie der Abteilung 211, Gerhard Zilch, heute Oberpostinspektor (...). Die Schilderung Gerhard Zilchs ist kennzeichnend für die Stimmung in einigen Truppenteilen während der allerletzten Tage:
"Der erste sowjetische Stoßtrupp, der in der Nacht zum 29. April in den Reichstag eindrang", so berichtet Gerhard Zilch, "wurde von SS-Pionieren mit Flammenwerfern erledigt." Am Morgen wird das eine von den zwei noch brauchbaren Flakgeschützen seiner Batterie so weit vorgezogen, daß es die gesprengte, aber nicht gänzlich zerstörte Moltkebrücke unter Feuer halten kann, über die Neustrojews Soldaten klettern.
Auch Panzer waren dort, und einige schießt der 45jährige Oldenburger Groter mit seiner Kanone kampfunfähig. Dann bekommt sie einen Volltreffer, Groter stirbt durch Kopfschuß. Gleich darauf fällt auch das dritte und letzte Geschütz der Batterie aus. Krieg zu Ende, dachten die noch übrigen Flaksoldaten von Zilchs Batterie, und das dachte er selbst auch. Zilch erinnert sich: "Aber nein, wir hatten wieder eine falsche Rechnung gemacht. Jetzt traten die Nahkampfspezialisten in Aktion. Ihr Führer war der SS-Obersturmführer Babick, Kampfkommandant des Reichstages. Ich diente als Verbindungsmann zwischen den verbliebenen Flaksoldaten und dieser SS-Kampfgruppe. Sie gehörte zur SS-Division Nordland, die ihr Hauptquartier im Europa-Haus am Anhalter Bahnhof hatte.
"Babick machte jetzt Krieg, wie er ihn sich vorstellte. Unsere beiden Batteriechefs, Radloff und Richter, hatten keine Befehlsgewalt mehr. Sie waren nur noch Befehlsempfänger. Der Gefechtsstand von Babick befand sich nicht im Reichstag, sondern im Keller des Hauses Dorotheen-, Ecke Hermann-Göring-Straße, und zwar auf der Seite, die der Spree zugewandt ist. Dort war er in einem zivilen Luftschutzkeller, einem etwa 25 Quadratmeter großen Raum.
"An der Wand stand ein altes Sofa, davor ein Wohnzimmertisch, auf dem ausgebreitet die Karte vom Stadtzentrum Berlin lag. Auf dem Sofa saß ein älterer Kapitänleutnant, ihm zur Seite zwei Marine-Unteroffiziere. Außerdem befanden sich in diesem Keller ein paar SS-Angehörige, und im Zentrum von allen, über die Karte gebeugt, SS-Obersturmführer Babick. "Er spielte den Feldherrn und ließ alle in diesem von Kerzen notdürftig erhellten Raum anwesenden Männer an seiner Kampfschulweisheit teilnehmen. Er sprach vom Endsieg, er verdammte die Feiglinge und Volksverräter und ließ niemanden darüber im Zweifel, daß er alle, die den Führer jetzt verlassen würden, standrechtlich erschießen werde.
"Dieser Gefechtsstand war für mich leicht durch einen Kellereingang zu erreichen, der vom Reichstag unter der Hermann-Göring-Straße hindurch in den Keller des Eckhauses der Dorotheenstraße führte. Durch diesen Gang lief auch ein dickes Heizungsrohr, das vermutlich im ehemaligen Herrenhaus des Preußischen Landtages endete. So ist es mir in Erinnerung. "Ich hatte die Aufgabe, von Babick Befehle über den Einsatz unserer Leute entgegenzunehmen. Das Trommelfeuer auf den Reichstag hielt unvermindert an. Bei meinen kurzen Aufenthalten im Stabe Babick erfuhr ich immer das letzte über die Lage und vernahm, es sei wieder ein russischer Stoßtrupp in die oberen Geschosse des Reichstages eingedrungen, aber vernichtet worden. Babick war ungeheuer stolz auf die Erfolge seiner Männer.
"Er hoffte auch auf Verstärkung. Von irgendwoher waren in der Nacht zum 29. April noch Marine-Infanteristen nach Berlin gekommen, an ihrer Spitze jener Kapitänleutnant, der im Keller saß und nichts zu sagen hatte. Babick stand vor der Karte und zeichnete ein, von wo er Truppenverstärkung erwartete. Er erzählte sogar, in Kürze würden Königstiger eintreffen. "Babick fühlte sich in dieser Stunde noch sehr zuversichtlich. Ihm konnte im Keller nichts passieren. Vor der Kellertür standen SS-Posten, vor dem Gang zum Reichstag standen wieder Posten, und nun sollten sogar noch Königstiger kommen, unsere feinste Waffe.
"Er hatte seine Leute in Gruppen von fünf bis zehn Mann rings um den Reichstag verteilt. Eine Gruppe wurde von dem SS-Untersturmführer Undermann (oder so ähnlich, genau verstand ich den Namen damals nicht) geführt, er saß südlich der Moltkebrücke im Innenministerium (in dem Gebäude, das die Sowjets 'Das Haus Himmlers' nannten), und zwar in einem Keller mit Schußfeld zur Brücke. "Von dort kam ein etwa 19jähriger SS-Junker und meldete Babick, Undermann und seine Männer hätten im Keller Alkohol gefunden und sich besoffen. Der Junker sagte, er hätte vorsichtshalber den Undermann gleich mitgebracht, er stünde draußen. "Babick tobte und sein Urteil stand fest: Erschießen! Der Junker, hackenknallend, lief hinaus, Sekunden später hörten wir einen Feuerstoß aus der MP, der Knabe erschien wieder und meldete: Befehl ausgeführt. Babick befahl ihm, den Trupp Undermann zu übernehmen."
Von einem solchen Gegenangriff innerhalb des Reichstages am 29. April berichtet auch der Ordonnanzoffizier Helmut Triebel (11, S. 356):
Schon am 29. April erhielten wir Meldung, daß ein russischer Stoßtrupp über die Spree bis an das Reichstagsgebäude vorgedrungen sei. Daraufhin wurde ich in der Nacht beauftragt, die Lage bei der dort eingesetzten Kompagnie zu erkunden und die Kampfgruppe (Mohnke) darüber zu informieren. 
Offenbar im Keller eines Hauses in der Nähe des Reichstags-Präsidialgebäudes
fand ich den Kompagniechef bei der Vorbereitung zu einem Gegenstoß, weil die Russen im oberen Stockwerk des Reichstagsgebäudes festsaßen und ihre rückwärtige Verbindung unterbrochen werden konnte. Die Kompagnie hatte schon erhebliche Ausfälle, war aber durch Versprengte und Freiwillige aufgefüllt und noch kampfkräftig. So hatte sich ein Marineoffizier mehrere Munitionsgurte um die Schultern gehängt und unterstützte, mit einem MG 42 bewaffnet, den angreifenden Stoßtrupp der Waffen-SS. Dieser hatte seine Ausgangsbasis im Keller und Erdgeschoß des Reichstagsgebäudes, die noch in eigener Hand waren und wohin auch ein Kellergang führte.
Die Russen hatten sich in den Räumen und Fluren verschanzt und waren nicht zu überwinden, obwohl sie vorläufig von draußen nicht verstärkt oder entsetzt werden konnten. Unsere Männer kamen über das Erdgeschoß hinaus nicht weiter, hielten aber auch ihre Stellungen. Darüberhinaus mußte noch die Spree nördlich des Reichstags abgesichert werden, damit die Russen keine weiteren Truppen übersetzen konnten. 

30. April - Russische Panzer dringen über die Moltkebrücke vor

Im Dezember 1944 ist auch die schwere Panzerabteilung 503 "Feldherrnhalle" aufgestellt worden mit den modernsten Tiger-Panzern. In dieser befehligte Georg Diers einen Tiger-Panzer, der am 21. April von Müncheberg nach Berlin kam und dort in verschiedensten Stadtteilen Einsätze fuhr, vor allem in Neukölln zusammen mit der Division Charlemagne (11, S. 114). Am 29. April verteidgt der Panzer am Potsdamer Platz. Georg Diers berichtet (11, S. 115):

30. April 1945 - Befehl zum Reichstag über Funk nachmittags. (...) Das Reichstagsgebäude war schon ziemlich zerbombt, ausgebrannter Plenarsaal. Auf der Eingangsseite sahen wir zur Krolloper herüber und rechts von uns stand eine große Anzahl T-34, wohl 30 Stück an der Zahl mit Rohr aufs Reichstagsgebäude, auf uns. Nach genauer Einweisung der Besatzung haben wir den Sprung um die Ecke gewagt und gegen diese große Zahl das Feuer mit Erfolg aufgenommen.
Man könnte sich vorstellen, daß dabei viele jener Panzer abgeschossen worden sind, die auf jenen Fotos vom Südausgang der Moltkebrücke zu sehen sind, die wohl bald nach Ende der Kämpfe aufgenommen worden sind.

Abb. 2: "Die JS II und SU 152 fahren von der Brücke in Richtung Reichstag"

Auch Hans Rave, Führer eines Sturmgeschützes mit 7,5 cm Langrohrkanone des Panzerregimentes "Hermann von Salza", berichtet (11, S. 271):

An der Kroll-Oper waren wir auch im Einsatz. Dort haben wir eine Fallschirmjäger-Einheit unterstützt.

(Auch dieses Sturmgeschütz nahm dann nach Hitlers Tod an dem viel diskutierte Ausbruchversuch der verbliebenen Truppen über die Weidendammer Brücke teil.)


Abb. 3: An der Moltkebrücke

1. Mai - Russische Panzer vor der Krolloper

Georg Diers berichtet weiter:

01. Mai 1945 - Einsatzraum Reichstagsgebäude, Brandenburger Tor bis zur Siegessäule. Auf der Achse Gegenstoß bei der Kroll Oper. Vor der Krolloper hatten sich russische Panzer aufgestellt, in der Kroll Oper waren noch deutsche Verwundete. Wir konnten den Vorplatz freihalten. Unser Funker, Alex Sommer, wurde durch Oberleitungskabel verletzt. Der Russe ist an diesem Tag mit einem Spähtrupp in das Reichstagsgebäude eingdrungen und konnte sich in der Mitte des Gebäudes festsetzen und schoß von oben in die einzelnen Luftschächte oder Wendeltreppen auf uns. Im Obergeschoß des Reichstages waren noch ein paar schießende sMG's von uns, die aber nach und nach verstummten. Unten ist ein deutscher Gefechtsstand. Ein Gegenstoß mit unserer Unterstütztung bringt auch nichts als nur weitere Löcher in den zugemauerten Fenstern. Gegen 19.00 Uhr kommt der Befehl zum Ausbruch.
(Gemeint ist der Ausbruch über die Weidendammer Brücke.) Auch Ordonnanzoffizier Helmut Triebel schreibt (11, S. 358):
In der Nacht zum 01. Mai mußte ich noch einmal raus in den Tiergarten zur Kontrolle unserer Posten, von denen gemeldet wurde, daß der "Iwan" nördlich der Ost-West-Achse mit schwächeren Kräften vorfühlte. Unsere Männer hatten das rechtzeitig bemerkt und mit einem kleinen Feuerzauber stärkere Kräfte vorgetäuscht. Die Russen blieben vorsichtig, versuchten aber immer wieder, in das Gelände des nördlichen Tiergartens "einzuwieseln". Sonst war es ziemlich ruhig in dieser Nacht, die an vielen Orten von Bränden erleuchtet wurde.

Ein wirklich zusammenhängendes Bild von den Geschehnissen aus deutscher Sicht läßt sich aus all diesen Berichten dennoch nicht so recht gewinnen. Aber man gewinnt doch allerhand Teileindrücke.

1. Mai - Uniform aus-, Zivilkleidung angezogen

Wie es jenen ergehen konnte, die nicht mit ausbrachen, wird auch berichtet (Kuby, Spiegel):

Zilch und seine Kameraden trafen am 1. Mai, als Babick und seine Leute plötzlich verschwunden waren, im Keller des Reichstages zwei belgische Arbeiter, die sich dort versteckt hatten. Der Keller war ein Labyrinth, es gab auch Ecken, wo nicht gekämpft wurde. Die Belgier zeigten den Flaksoldaten einen Garderobenraum, dort fanden sie Zivilsachen und zogen sich um. Sie verbrannten ihre Soldbücher und warfen Uniformen und Ausrüstung in den noch fünf Meter tiefer liegenden Heizungskeller. SS-Streifen kämmten den Keller durch, die Belgier versteckten die nun in Zivilisten verwandelten Flaksoldaten in einem Lüftungsschacht.
Sie hatten den Eindruck, der Kampf sei zu Ende und wagten, die Tür des Waschraumes zu öffnen, als jemand mit Schlägen gegen das Holz Einlaß begehrte. Drei uniformierte Männer erschienen, vorweg ein sowjetischer Soldat mit einer weißen Fahne, an zweiter Stelle ein älterer Offizier in einer unbekannten Uniform, zuletzt wieder ein Russe. Einer der Belgier sagte dem russischen Trupp in gebrochenem Deutsch, hier seien nur Belgier. Daraufhin zog die Gruppe mit der weißen Fahne weiter. "Wir dachten, nun kann nichts mehr schiefgehen", erzählte Oberpostinspektor Zilch. Er glaubt, später gehört zu haben, der deutsch sprechende Parlamentär in der unbekannten Uniform sei ein in sowjetische Gefangenschaft geratener deutscher Oberstabsarzt gewesen, den man gezwungen habe, dem Reichstagskommandanten die Übergabebedingungen zu verlesen.
Doch schon wenige Stunden später drangen Sowjetsoldaten in den Reichstagskeller. Sie trieben den verkleideten Zilch und seine Kameraden aus dem Keller quer über den Königsplatz in die Schweizer Botschaft. Dort wurde Zilch von einem gut deutsch sprechenden Sowjetoffizier verhört. Zilch: "Ich gab mich als Postbeamter aus, der auf dem Weg zur Arbeit von deutschen Soldaten kassiert worden sei. Ich weiß nicht, ob man mir glaubte. Ich wurde abgeführt. Als ich aus dem Haus trat, sah ich, daß sich auf dem Königsplatz zahlreiche Russen versammelten. "Wir marschierten zur Lüneburger Straße, Ecke Alt-Moabit. Dort wurde ich zum zweitenmal in einem Eckhaus -Keller verhört. Ich weiß auch den Namen dieses perfekt deutsch sprechenden Offiziers, mindestens den Vornamen: Walter. (...) "Auch Walter glaubte mir wohl nicht, daß ich kein Soldat sei. Es ging zur Strafanstalt Pötzensee. Dort strömten Tausende von Gefangenen zusammen." Zilch kam in ein Gefangenenlager, wurde abermals verhört und dann einem Gefangenentransport eingegliedert, der für die Sowjet-Union bestimmt war. Doch Zilch gelang, die Flucht. Bei einer Marschpause außerhalb Berlins konnte er sich beiseite schlagen und unerkannt, als Eisenbahner getarnt, nach Berlin zurückkehren.

Dieser Beitrag muß wenn neue Erlebnisberichte gefunden werden, noch weiter ergänzt werden. Hinweise auf solche werden gerne entgegengenommen.

Lothar Loewe als Hitlerjunge in den Kämpfen um Berlin

Ergänzung 19.4.2021. Auch der spätere ARD-Auslandskorrespondent Lothar Loewe (1929-2010)(Wiki) war als Hitlerjunge ebenfalls an den Endkämpfen von Berlin beteiligt (14) (1:17:15):

Wir bezogen unsere Gefechtsstellung am Flugplatz Tempelhof am 21. oder 20. April. Und ich habe dann die Kämpfe hier in Berlin miterlebt bis zum Ende, auch bis zum Ausbruch aus Berlin. Am 2. Mai wurde ja in Berlin kapituliert, nicht aber im Westen der Stadt, dort gab es ja einen großen Ausbruchversuch über Spandau, um die Wenck-Armee, die in Nauen stehen sollte, zu erreichen. Und daran habe ich teilgenommen. Und am 30. April ergab es sich, daß ich auch einen sowjetischen Panzer abgeschossen habe mit einer Panzerfaust. (...) Der Abschuß eines Panzers in den Straßen war gar nicht so schwierig. Meine Kameraden und ich haben die Gefahr, getroffen zu werden, verwundet zu werden oder gar umzukommen, eigentlich unterschätzt. Die Angst kam später. Nach dem Abschuß, als dieser Panzer auseinander flog, und die russische Infanterie in dieser Straße also vordrang, und wir uns sehr schnell durch Kellergänge und andere Straßen zurückziehen mußten, dann kam die Angst. Und die Angst, die eigentliche, große Angst vor dem Tode kam nach meiner Verwundung. Wenn Sie erst mal verwundet sind, dann sind Sie so geschockt und so schockiert .... (...) Ich war immer noch gehfähig und hatte immer noch den Wunsch, den Russen zu entgehen. Und das ist der Grund, weshalb ich mit meiner Einheit dann an diesem Ausbruch teilgenommen habe. Aber ich habe dann eigentlich keinen Schuß mehr abgefeuert und hatte jedesmal Angst, wenn irgend eine Granate einschlug. Ich hatte eine schreckliche Angst, nochmal getroffen zu werden.

Über die Zeit nach der Gefangennahme berichtet er (14) (1:22.28):

Wir marschierten quer durch Berlin. Wir kamen in Spandau an und marschierten die Heerstraße ... über die zerstörte Heerstraßen-Brücke balancierten wir über die Brückentrümmer, und dann in einer riesigen Kolonne, vielleicht zehn-, vielleicht fünfzehntausend Gefangene und marschierten dann den Kaiserdamm, also die Ost-West-Achse runter quer durch Berlin. Berlin sah aus wie Karthago. Die Brände waren erloschen, die Russen waren da, die Straßenschilder waren russisch, russische, weibliche Soldaten regelten den Verkehr. (...) Viehherden, Rinderherden wurden über den Kaiserdamm gen Osten getrieben. (...) Die Stadt machte eigentlich den Eindruck einer russischen Stadt. Ich habe nicht für möglich gehalten, daß Deutschland je wieder in irgendeiner Form gedeihen konnte.

/ Letzte Ergänzungen:
19.4.2021 [Lit.ang. 14];
18.12.2021 [Lit.ang. 15, 16] /

____________

*) Der Amazon-Rezensent F. Hammer schreibt (30.1.2012):

Nun muß ich ja wirklich mal Dampf ablassen! Ich hatte mir das Buch gekauft, da ich sehr an dem Gelände der Reichskanzlei und den Bauten im alten Berliner Regierungsviertel interessiert bin. Ein Bericht von Mohnke zu seinen Erlebnissen in dem Gebäude erschien mir spannend. Die meisten Zeitzeugenbücher dazu kenne ich schon. Von Mohnke kannte ich noch keine aufgeschriebenen Erlebnisse der Letzten Tage in der Reichskanzlei. (...)
Es schreibt aber nicht etwa Mohnke, sondern nur der Autor. Sachen, die aus anderen Büchern oder Berichten zusammengetragen wurden. Kaum etwas Authentisches und wenn dann nicht von Mohnke. Auf Seite 138 kommt dann endlich das Kapitel "Die Kampfgruppe Mohnke sichert das Regierungsviertel". Und wieder kein Mohnke zu lesen. Der Autor schwafelt bekanntes Zeug und ab und zu kommt mal für 4 oder 5 Zeilen ein unbekannter SS-Mann zu Wort, der von einem Kampfeinsatz irgendwo in Berlin (nicht das Regierungsviertel) berichtet.
Ich mache es kurz.
Das Buch hat 200 Seiten. Auf Seite 153 kommt das erste mal Mohnke zum Thema Reichskanzlei zu Wort und das für ganze 16 Zeilen und mit einem Bericht, der seit 1975 bereits vorliegt. Danach folgen noch, wenn man den auf mehrere Seiten zerstückelten Bericht Mohnkes einmal zusammenzählt, gerade einmal EINE SEITE Mohnkebericht. Dieser besteht dann noch hauptsächlich in der Beschreibung der Ereignisse im Führerbunker nach Hitlers Selbstmord. Eine weitere Seite ergibt sich, wenn man die Berichtfetzen von Mohnkes Ausbruch zusammen nimmt. Wir kommen also auf ganze 2 Seiten Bericht von Mohnke in diesem Buch. Das ist genau 1% des Gesamtinhaltes. Für mich ist das eine bewusste Täuschung des Kunden, indem man einen Titel wählt, der sich verkauft. 
Diese Worte und die sonstige geringe Überlieferung von Mohnke selbst bis heute legen nahe, daß man auch mit Mohnke selbst nur schwer über die letzten Kämpfe im Regierungsviertel sprechen konnte.


______________________
  1. Bading, Ingo: Von der "roten Bude" zum Bundeskanzleramt (II). Zur Geschichte des Regierungsviertels im Spreebogen (1871 bis heute). Teil 2: 1918 - 1947 / heute. Auf: Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!, 22.3.2012
  2. Vom Wege ab. Hitler-Dokumente. In: Der Spiegel, 10.01.1966 (pdf
  3. Ein kleiner Sekretär - ein großer Intrigant Martin Bormann - die Karriere eines Schreibtischtäters. In: Der Spiegel, 03.10.1977
  4. Hitler-Tagebücher: Ha, ha, daß ich nicht lache. Der Spiegel, 02.05.1983 (pdf)
  5. Es war ein Alptraum. In: Der Spiegel, 28.03.1994 (pdf)
  6. Fest, Joachim: Das Ende. In: Der Spiegel, 18.03.2002
  7. Botting, Douglas & Sayer, Ian: Hitler's Last General. The Case Against Wilhelm Mohnke. Bantam Books, 1989 
  8. Fischer, Thomas: Die Verteidigung der Reichskanzlei 1945 - Kampfkommandant Mohnke berichtet. VDM Heinz Nickel; Schild-Verlag; 1. Aufl.; 5. November 2007, 2008
  9. Fischer, Thomas: Soldiers of the Leibstandarte. J.J. Fedorowicz Publishing, Inc. 2008
  10. Endkampf um Berlin - Reichskanzlei. Der Bericht eines Insiders. Rechtes Regensburg, 16.10.2009
  11. Venghaus, Wolfgang: Berlin 1945. Die Zeit vom 16. April bis 2. Mai (u.a. die Ausbruchsversucher an der Weidendammer Brücke). Eine Dokumentation in Berichten, Bildern und Bemerkungen. Ermittelt , zsgest. und hrsg. von Wolfgang Venghaus. Selbstverlag, Freudenberg 1997 (Amazon), 2. erw. Aufl. 1998 (677 S.)
  12. Kuby, Erich: Die Russen in Berlin 1945. Spiegel-Serie, 1. Fortsetzung, 12.05.1965
  13. Kuby, Erich: Die Russen in Berlin 1945. Scherz-Verlag, 1965 (426 S.), 1980, 1992, 1995
  14. Lothar Loewe (Journalist), Als Hitlerjunge im Kriegseinsatz in Berlin 1945. In: Irmgard von zur Mühlen: Ansichten vom Ende - Einsatz an der Ostfront 1945 (ohne Jahr, nach 1991), CHRONOS-MEDIA History, https://youtu.be/j7Ln9M5xvdI, 3:40,  1:17:15, 1:22.28 
  15. Axmann, Artur: Das kann doch nicht das Ende sein. Erinnerungen des letzten Reichsjugendführers, Siegfried Bublies Verlag, 1995, https://archive.org/details/AxmannArtur-Hitlerjugend-ErinnerungenDesLetztenReichsjugendfuehrers
  16. Artur Axmann - Einziges Interview mit dem Reichsjugendführer, 1995. Chronos-Media History, Teil 1, https://youtu.be/IbIaCd4PqR0, Teil 2, https://youtu.be/zBpcycxLKYM.

Dienstag, 11. Dezember 2012

Freimaurerkunst - Hieronymus Bosch, 15. Jahrhundert

Älter als offiziell angegeben - Die Freimaurerei

Im Jahr 1938 erschien im hintergrundpolitik-kritischen Ludendorffs Verlag eine kleine Schrift über den niederländischen Maler Hieronymus Bosch (1450 - 1516) (1). Aufgrund von einigen Bild-Interpretationen gelangte die Autorin zu der außerordentlich gewagt erscheinenden Vermutung, daß dieser Maler menschlicher Unzulänglichkeiten und Skurrilitäten, Hieronymus Bosch, Erfahrungen mit freimaurerähnlichen Logen gehabt haben mußte. Ja, daß Freimaurer-Gebräuche in diesen Logen schon damals, im 15. Jahrhundert, üblich gewesen seien.

Abb. 1: Hieronymus Bosch - "Der verlorene Sohn" (vermutlich Selbstbildnis)
Am überzeugensten in der Schrift ist die Interpretation des Bildes "Der verlorene Sohn" (siehe Abb. 1). Über dieses Bild heißt es nämlich (1, S. 12f):
Zugleich aber zeigt uns das Bild – wie viele andere auch -, daß die bei der heutigen Freimaurerei üblichen Rituale und Symbole bereits im 15. Jahrhundert bei Geheimbünden üblich waren. (…) Ob Rosenkreuzer, Gnostiker oder Alchimisten, ihr Ritual scheint sich auf jeden Fall auf die Freimaurer vererbt zu haben. (…) Ein Bein ist entblößt, trägt das Taschentuch umgewickelt und hat den Pantoffel, das andere aber trägt den Schuh! Die Kleidung deutet also darauf hin, daß der „verlorene Sohn“ soeben in die Logen aufgenommen wurde.
- Kann sein, kann sein nicht, sagt man sich beim ersten Lesen dieser Worte.

"Geschworenes Mitglied eines elitären, inneren Zirkels"

- Aber mit welcher Verblüffung stellt man fest, was heute, mehr als siebzig Jahre nach dem Jahr 1938, über Hieronymus Bosch bekannt ist, und was die Autorin der soeben zitierten Schrift nur auf sehr indirektem Weg über Bildinterpretationen erschlossen hatte. Auf Wikipedia ist über Hieronymus Bosch zu lesen:
1488 trat er der religiösen Bruderschaft Unserer Lieben Frau bei, erst als äußeres, dann als geschworenes Mitglied des elitären inneren Zirkels (etwa 60 Personen). Diese geschworenen Brüder kamen in der Regel aus der höchsten (aristokratischen beziehungsweise patrizischen) städtischen Schicht und waren alle Geistliche verschiedenen Weihegrads. Fast die Hälfte davon waren (meist weltliche) Priester, die teilweise zugleich Notare waren. Ferner gab es unter ihnen Ärzte und Apotheker sowie einige wenige Künstler (Musiker, einen Architekten und nur einen Maler: Bosch). Die Bruderschaft pflegte Kontakt zu den höchsten Kreisen des Adels, der Geistlichkeit und der städtischen Eliten in den Niederlanden. Neben dieser politisch-gesellschaftlichen Seite waren sie gleichermaßen religiös ausgerichtet und wurde von den Dominikanern betreut. Sie trafen sich einmal im Monat zum Mahl, zweimal die Woche zur Messe, Johannes-, Marien- und andere Festtage wurden unter anderem durch geistliche Spiele und Prozessionen begangen. In den Reihen der Brüder und durch ihre Kontakte zum Hof fand Bosch seine Auftraggeber.
Elitäre Schnöseleien im 15. Jahrhundert ganz so, als befände man sich am Beginn des 21. Jahrhunderts. Hieß es auch damals schon: "Sei pfiffig, werde Freimaurer!" - ? Und ebenso bemerkenswert scheint hier der Umstand zu sein, daß der Mönchsorden der Dominikaner diese freimaurerähnliche, religiöse Bruderschaft betreut hat. Womöglich gibt es auch diesbezüglich - - - "Kontinuitäten"? Wer hätte eigentlich Zweifel daran? Zumindest soweit es verschworene, elitäre, innere Zirkel betrifft?

Spiegeln also die zahllosen drolligen, skurrilen, absurden, grotesken "Wimmelbilder" des Hieronymus Bosch, die von Symbolhaftigkeit nur so strotzen und gerade heute wieder Künstlern so viele Anregungen geben, einen Geist wieder, den man aufnimmt, wenn man als "verlorener Sohn" in einer religiösen, freimaurerähnlichen Bruderschaft und dort in ihrem "geschworenen, elitären inneren Zirkeln" landet? Ein neuer Fall von "Königlicher Kunst"? "Freimaurer-Kunst"?

(Ergänzung 30.5.2013:) In einer Buchveröffentlichung des Jahres 1974 heißt es (2, S. 9):
Andere haben in dieser Kunst den Widerschein esoterischer Praktiken des Mittelalters gesehen und sie mit Alchemie, Astrologie und Hexerei in Verbindung gebracht. Die provozierendsten Interpretationen sind aber vielleicht diejenigen, die Bosch mit verschiedenen mittelalterlichen häretischen Bewegungen in Verbindung zu bringen suchten. Ein Beispiel dafür ist die These Wilhelm Fraengers. Fraengers Theorien verdienen besondere Beachtung wegen der großen Verbreitung, die sie gefunden haben. (...)

Nach der These Fraengers gehörte Bosch den Brüdern vom Freien Geiste an, einer häretischen Gruppe, die nach ihrem ersten Auftreten im 13. Jahrhundert mehrere Jahrhunderte lang in ganz Europa verbreitet war. Man weiß über diese Sekte nicht viel, nimmt aber an, daß sexuelle Promiskuität einen Teil ihrer religiösen Riten bildete, durch welche sie versuchten, in den Zustand der Unschuld zurückzugelangen, den Adam vor dem Sündenfall besaß. Aus diesem Grunde werden sie auch Adamiten genannt. Fraenger nimmt an, daß der "Garten der Lüste" für eine in s'Hertogenbosch, dem Heimatort des Malers, ansässige adamitische Gruppe gemalt wurde und daß die offenkundig erotische Szene des Mittelbildes nicht, wie allgemein angenommen wird, eine Verurteilung zügelloser Sinnenlust darstellt, sondern im Gegenteil die religiösen Praktiken dieser Sekte. Fraenger hat auch andere Arbeiten Boschs mit den Adamiten und ihren Lehren in Verbindung gebracht.
Diese Buchveröffentlichung führt im Literaturverzeichnis noch weitere Schriften mit ähnlicher Zielsetzung an (3 - 6). Im Internet findet sich eine esoterische Interpretation der Werke von Bosch, offenbar von einem Anhänger des Magiers Gurdiew (7) und sicherlich noch zahlreiche andere Hinweise auf Verbindungen zwischen Bosch und Esoterik.

Ergänzung (14.6.14:) In einer neueren Veröffentlichung heißt es (8, S. 280):
Zwar liegen die bis heute dunklen Ursprünge der Freimaurer-Bewegung im Hochmittelalter (die frühesten Spuren sind das Regius-Gedicht um 1390 und das Cooke-Manuskript um 1430-1440), und die ältesten Konstitutions-Handschriften datieren aus der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts, doch den öffentlichen Raum betraten diese Gruppen erst im siebzehnten Jahrhundert ...
____________________
  1. Hals, A.: Die Rätsel der Bilder von Jeroen Bosch. Ludendorffs Verlag, München 1938 (29 S.) (Scribd)
  2. Gibson, Walter S.: Hieronymus Bosch. Ullstein, Frankfurt/M.u.a. 1974 (engl. 1973)
  3. Fraenger, Wilhelm: Das tausendjährige Reich. Grundzüge einer Auslegung. Coburg 1947; engl. 1952; Castrum Peregrini Press, 1969; 1994 (Google Bücher
  4. Combe, J.: Jerome Bosch. Paris, London 1946, Neuauflage 1947 (Gibson: "Nützliche Arbeit, doch sind die alchemistischen Interpretationen der Werke irreführend.")
  5. Wertheim, Aymes, C. A.: Hieronymus Bosch. Eine Einführung in seine geheime Symbolik. Amsterdam, Berlin 1957
  6. Wertheim, Aymes, C. A.: Die Bildersprache des Hieronymus Bosch. Den Haag 1961 (Gibson: "Beide Werke dieses Autors interpretieren die Malerei Hieronymus Boschs als Darstellungen der Lehre der Rosenkreuzer."
  7. van Laer, Lee: "The Esoteric Bosch" - Commentaries on the esoteric meanings in the paintings of Hieronymus Bosch". 2013
  8. Stuckrad, Kocku von: Geschichte der Astrologie. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. C.H.Beck, München 2007

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